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PISTE.DELIFESTYLE
| MULTIMEDIA
WIE HABT IHR BEIDEN EUCH EIGENTLICH
KENNENGELERNT? STAMMEN TUT IHR JA
NUN WIRKLICH AUS UNTERSCHIEDLICHEN
REGIONEN VON DEUTSCHLAND.
Das war tatsächlich eher zufällig, wir waren ein-
zeln gebucht auf einer Art DJ-Contest in Hamburg.
Wir kannten uns nicht, beide waren wir damals
erst kurz „Neu-Hamburger“. Das Kuriose und der
Beginn unserer Freundschaft war ein gemeinsamer
Freund, der Benedict auch zu diesem Gig beglei-
tete. Wir spielten nacheinander und entschlossen
uns spontan, Back to Back zu spielen. Es harmo-
nierte und daraus wurde eine nun schon sechs
Jahre währende Freundschaft und Tour als Duo.
UND WIE KAM ES DANN ZU DEM NAMEN
SCHAEFER & SØN? DAS EINE IST JA DER
NACHNAME VON EINEM VON EUCH, DAS
ANDERE ...
Benedict nannte sich Herr Schäfer, gleichbedeu-
tend mit seinem Familiennamen. Ich hieß damals
SØN, die Kurzform, die aus verschiedenen vorhe-
rigen Namen resultierte und soviel bedeutet wie =
Lieblingssohn, eben nicht Schwiegermutters-Lieb-
ling. Ohne viel darüber nachzudenken und wenig
kreativ, aber Biermann ist als Name auch nicht
wirklich attraktiv, sodass wir daraus kurzerhand
SCHAEFER & SØN machten. Das ließ stets die Tür
offen, auch einzeln Bookings und Events zu bespie-
len. Zumal wir beide wirklich der Meinung sind,
Namen sind Schall und Rauch. Hinderlich wird‘s
erst, wenn man ihn nicht aussprechen kann.
WENN IHR AN EUREN SOUND DENKT, WAS
FÄLLT EUCH SPONTAN ALS BESCHREIBUNG
EIN?
Explizit muss man als Alleinstellungsmerkmal heraus-
heben, dass wir zwei komplett verschiedene Musik-
sammlungen mit verschiedensten Einflüssen pflegen,
dabei gibt es nur wenige Überschneidungen und es
schafft stets persönliche Überraschungen. So blei-
ben wir flexibel und sehr persönlich, wer einmal
unsere früheren All-Night-Long Sessions besucht hat,
weiß das. Wobei Benedict immer der Effekt-ver-
liebte Percussion-Tech-House-Fanatist bleibt, liebe
ich den verträumten Vintage House und schwelge
zu oft in vergangenen Zeiten und Dekaden.
SCHLIMME DJ-FRAGE, ABER IMMER WIEDER
WITZIG, DIE GESCHICHTEN ZU HÖREN:
SCHÖNSTES UND SCHLIMMSTES DJ-ERLEBNIS
BIS DATO WAR?
Hach ja, da kann man einiges erzählen und von
allem ist etwas dabei. Benedict stand mal fast vor
einem Herzkasper, als wir das Closing auf dem EVE
ADAM AND 2014 vor knapp 3.000 begeisterten
Besuchern spielten. Es gibt natürlich auch Momente,
in denen man gern im Strahl kotzen würde. Im Edel-
fettwerk in Hamburg standen wir hinter einem Pult
auf einem Neben-Floor, als tatsächlich die CD-Spie-
ler aufgrund der Bassvibrationen vom Pult hüpften.
Festival-Desaster und Verschiebungen der Time-Ta-
ble bis zum Nicht-Mehr-Spielen sind auch solche
unschönen Momente. Aber es gibt auch sehr
schöne Erfahrungen wie im Kit Kat Club in Berlin
zuletzt oder zum Absolut Techno Event im Borderline in
Basel. Fantastische Nächte, die in Erinnerung bleiben.
IHR HABT JA DIE SZENE IN HAMBURG NUN
AUCH SCHON EINIGE JAHRE BEGLEITET,
VOR, ABER AUCH HINTER DEN KULISSEN.
MAN STELLE SICH VOR, IN EINEM INTERVIEW
– Z. B. MIT DER PISTE – HÄTTET IHR DIE MÖG-
LICHKEIT, MAL EINEN WUNSCH FÜR DIE
SZENE ZU ÄUSSERN. WELCHER WÄRE DAS?
Die Szene, explizit in Hamburg, befindet sich mehr
denn je in einem Umschwung. Ein Wunsch? Ich
hab ein großes Interesse an jungem Publikum, neue
Gesichter, sowohl hinter den Decks als auch im
Publikum. Man hat das Gefühl, die Szene hat ver-
säumt, für Nachwuchs zu sorgen. Es scheint kaum
mehr Interesse an Musik neben den gewöhnlichen
Pop Charts oder dem Radio-Gedudel zu geben.
Aber meckern kann man viel, schauen wir, was die
Zeit noch bringt.
IHR SPIELT JA NOCH SEHR VIEL VINYL, BEIDE
WOHLGEMERKT. WIRTSCHAFTLICH UND
PRATKISCH IST ES NICHT, DOCH HABT IHR
EUCH DAS BEIDE ERHALTEN. IST DAS DIE
REINE LIEBE ZUM MEDIUM „PLATTE“ ODER
STECKT DA NOCH MEHR HINTER?
Da wir bisher nicht übern Ozean traveln mussten,
war es noch nie wirklich unpraktisch. Es ist aber
auch Gewohnheit, mit einem Trolley voller Platten
zum Club zu rollen. Die Liebe zum Medium ist grö-
ßer als der Gedanke an Geld. Es ist und bleibt eine
Liebe. Dafür ist die Sammlung auch bereits zu groß.
6 FRAGEN AN ...
SCHAEFER &
SØN
© Paul Pack, Romann Hofmann