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PORTRAIT

014

PISTE.DE

Fotos: Thorsten Wulff, Lutz Roeßler, BeA

Damit’s nicht gar so wissenschaftlich

wird, gleich mal ein bodenstän-

diger Einstieg: Nein, das Dschun-

gelcamp guckt sie nicht, „schon aus

Zeitgründen“, lacht sie. Bei einer

60-Stunden-Woche, dazu pendelnd

zwischen dem Familienstandort in

Hannover und Lübeck sowie regel-

mäßigen Auslandsreisen glaubt man

das gerne. „Wir sind eine Großfa-

milie in Bewegung“, erzählt sie. Der

Lebensgefährte beruflich auch oft

unterwegs, da sind alle froh, dass

Oma die Stellung an der Leine hält.

So bekommt der 32-jährige Sohn,

der Maschinenbau studiert, zur Not

auch mal nachts noch Bratkartoffeln.

2009 zögerte sie nicht, im Rahmen

des Wettbewerbs zur „Stadt der

Wissenschaft“ an der Trave vorstel-

lig zu werden. Ein Glücksfall für die

Hansestadt, deren Bewerbung zwar

im ersten Anlauf scheiterte, die aber 2012 das

Rennen um den Titel machte und letzte und damit

bleibende „Stadt der Wissenschaft“ wurde. „Ich

kannte Lübeck bereits und es reizte mich, dem

spröden Thema ‚Wissenschaft‘ mehr Gewicht

zu geben“, denn die langjährige Sprecherin der

Uni Hildesheim findet Wissenschaft nicht sprö-

de, sondern „sexy“! „In der Wissenschaft ist man

nie fertig.“, schwärmt sie. „Sobald

man ein Ergebnis hat, tauchen auch

schon neue Fragen auf. Und abso-

lut einzigartig: Man darf auch mal

scheitern, denn selbst ein Scheitern

bringt einem neue Erkentnisse!“

Neue Pläne strickt sie bei langen

Spaziergängen, da „Bewegung mei-

ne Entspannung ist“. Den anschlie-

ßenden Output zu organisieren „und

vor allem zu strukturieren“, ist Auf-

gabe von Susanne Kasimir (kleine

Bilder, links oben). Sie ist rechte und

linke Hand des „Info-Junkies“ und als

Wissenschaftsbeauftragte dauerhaft

als Schnittstelle (bei) der Stadt instal-

liert. Rund 300 Projekte, viele Publi-

kationen, eine Bürgerakademie, die

Humboldtwiese und unzählige Ver-

anstaltungen und Netzwerke entstan-

den unter Klaßen. Das bekannteste,

weil im Stadtbild dauerhaft präsent,

ist wohl der „Wissenschaftspfad“, der im Rahmen

des Lübecker Wissenschaftsjahres unter dem Mot-

to „Hanse trifft Humboldt“ installiert wurden: Zehn

Exponate an zehn Stationen in zehn Stadtteilen,

die die „Wissenschaft raus zu den Menschen brin-

gen sollen!“ Das ist ihr „ein echtes Anliegen“. „Ich

bin überzeugt, dass gesellschaftlich getragene

Projekte funktionieren.“ BeA

ist die von einem Initiativkreis aus Hochschulen, Stif-

tungen, Verbänden und der Stadt finanzierte Position

gesichert. Die

piste

hat sie in „ihrem“, dem „Haus der

Wissenschaft“ in der Breiten Straße besucht.

Gegen 138 Bewerber setzte sie sich 2009 durch und

wurde Lübecks – und zugleich Deutschlands – erste

„Wissenschaftsmanagerin“. Die Zukunft von Dr. Iris

Klaßen ist indes offen: Nur noch bis zum Juli 2017

ÜBER 300 PROJEKTE –

ÜBERZEUGEND, ODER?!

WISSENSCHAFT

IST SEXY

In sich ruhender

Zwilling-Stier-Zwitter mit

60-Stunden-Woche und

ausgeprägtem Hang zu

Bewegung und Natur