

PORTRAIT
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PISTE.DEFotos: Thorsten Wulff, Lutz Roeßler, BeA
Damit’s nicht gar so wissenschaftlich
wird, gleich mal ein bodenstän-
diger Einstieg: Nein, das Dschun-
gelcamp guckt sie nicht, „schon aus
Zeitgründen“, lacht sie. Bei einer
60-Stunden-Woche, dazu pendelnd
zwischen dem Familienstandort in
Hannover und Lübeck sowie regel-
mäßigen Auslandsreisen glaubt man
das gerne. „Wir sind eine Großfa-
milie in Bewegung“, erzählt sie. Der
Lebensgefährte beruflich auch oft
unterwegs, da sind alle froh, dass
Oma die Stellung an der Leine hält.
So bekommt der 32-jährige Sohn,
der Maschinenbau studiert, zur Not
auch mal nachts noch Bratkartoffeln.
2009 zögerte sie nicht, im Rahmen
des Wettbewerbs zur „Stadt der
Wissenschaft“ an der Trave vorstel-
lig zu werden. Ein Glücksfall für die
Hansestadt, deren Bewerbung zwar
im ersten Anlauf scheiterte, die aber 2012 das
Rennen um den Titel machte und letzte und damit
bleibende „Stadt der Wissenschaft“ wurde. „Ich
kannte Lübeck bereits und es reizte mich, dem
spröden Thema ‚Wissenschaft‘ mehr Gewicht
zu geben“, denn die langjährige Sprecherin der
Uni Hildesheim findet Wissenschaft nicht sprö-
de, sondern „sexy“! „In der Wissenschaft ist man
nie fertig.“, schwärmt sie. „Sobald
man ein Ergebnis hat, tauchen auch
schon neue Fragen auf. Und abso-
lut einzigartig: Man darf auch mal
scheitern, denn selbst ein Scheitern
bringt einem neue Erkentnisse!“
Neue Pläne strickt sie bei langen
Spaziergängen, da „Bewegung mei-
ne Entspannung ist“. Den anschlie-
ßenden Output zu organisieren „und
vor allem zu strukturieren“, ist Auf-
gabe von Susanne Kasimir (kleine
Bilder, links oben). Sie ist rechte und
linke Hand des „Info-Junkies“ und als
Wissenschaftsbeauftragte dauerhaft
als Schnittstelle (bei) der Stadt instal-
liert. Rund 300 Projekte, viele Publi-
kationen, eine Bürgerakademie, die
Humboldtwiese und unzählige Ver-
anstaltungen und Netzwerke entstan-
den unter Klaßen. Das bekannteste,
weil im Stadtbild dauerhaft präsent,
ist wohl der „Wissenschaftspfad“, der im Rahmen
des Lübecker Wissenschaftsjahres unter dem Mot-
to „Hanse trifft Humboldt“ installiert wurden: Zehn
Exponate an zehn Stationen in zehn Stadtteilen,
die die „Wissenschaft raus zu den Menschen brin-
gen sollen!“ Das ist ihr „ein echtes Anliegen“. „Ich
bin überzeugt, dass gesellschaftlich getragene
Projekte funktionieren.“ BeA
ist die von einem Initiativkreis aus Hochschulen, Stif-
tungen, Verbänden und der Stadt finanzierte Position
gesichert. Die
piste
hat sie in „ihrem“, dem „Haus der
Wissenschaft“ in der Breiten Straße besucht.
Gegen 138 Bewerber setzte sie sich 2009 durch und
wurde Lübecks – und zugleich Deutschlands – erste
„Wissenschaftsmanagerin“. Die Zukunft von Dr. Iris
Klaßen ist indes offen: Nur noch bis zum Juli 2017
ÜBER 300 PROJEKTE –
ÜBERZEUGEND, ODER?!
WISSENSCHAFT
IST SEXY
In sich ruhender
Zwilling-Stier-Zwitter mit
60-Stunden-Woche und
ausgeprägtem Hang zu
Bewegung und Natur