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PISTE.DE
VON FOODTRENDS UND TRENDFOOD
Dieser böse Witz wäre vor einigen Jahren noch kaum verstanden worden
und damit ein gutes Beispiel, wie „trendy“ das Alltagsmoment „Essen“ mitt-
lerweile ist. Kaum ein Thema der vergangenen Jahre hat sich zu einem sol-
chen Mega-Trend entwickelt wie Kochen und alles, was zu einem schönen
Essen dazugehört. Die Anzahl der Fernsehköche ist Legion, private Kochrun-
den oder gewerbliches „private Dining“ sind schwer angesagt. Fotos und Fil-
me von selbst zubereiteten und optisch schon fast professionell gestalteten
Nahrungsmitteln überschwemmen die social-media-Kanäle.
„Sich Zeit nehmen zu können für kreatives Tun in der Küche wird zum neuen
Luxus.“, formuliert es Foodforscherin Hanni Rützler in ihrem „Food Report
2016“. „Die Küche wird zum multifunktionalen und vernetzten Lebens-
mittelpunkt.“ Seinen Ursprung hat die moderne Foodie-Bewegung in den
USA, wo man bereits seit einer Weile von einer „American Food Revolution“
spricht. Waren Preis und Convenience bis in die 90er die entscheidenden
Kriterien beim Lebensmittelkauf, spielen heute zunehmend ausgesuchte
Zutaten und gesundheitliche Aspekte eine Rolle. Als Indikator für diese Ent-
wicklung kann der Erfolg der Biofachhandelskette Whole Foods angesehen
werden. In der Gastronomie ist der Trend zu erkennen, dass selbst bei fast
food mittlerweile Grundansprüche an Qualität gestellt werden.
Während der Platzhirsch McDonald’s seit Jahren mit Problemen zu kämpfen
hat und jetzt kurzzeitig mit Bio-Burgern zu punkten versuchte, boomen in
den Staaten neue Anbieter wie zum Beispiel Chipotle. Die Burrito-Kette bot
als erste landesweit genfreie Produkte an und verzeichnet großen Zulauf.
Apropos Burger – ein gutes Beispiel, wie man aus einem Klassiker mit verän-
derten Zutaten und modernem Marketing einen Bestseller erschaffen kann.
War der Burger zunächst ein mehr oder weniger lieblos aber magenfüllen-
des zusammengepapptes Fleischbrötchen, ist der Partyklops mittlerweile
wieder in aller Munde. Burgerläden schießen wie Pilze aus dem Boden, es
gibt sogar einen Burgerlieferservice und die Foodtruckmarkets wären ohne
Burger überhaupt nicht vorstellbar.
Selbst Fernsehkoch Henssler beehrte bereits die Hansestadt, um einer Im-
bissbude in Moisling zu neuem Trendburgertum zu verhelfen. Die Gastro-
branche selbst wird aktuell von zwei Trends geprägt: Zum einen von einer
Rückbesinnung auf klassische Rezepte und damit eine Form der Bodenstän-
digkeit. Eine Erklärung hierfür ist laut Trendforschern die vermeintliche „Be-
ruhigung in unruhigen Zeiten“. Klassische Hausmannskost, leicht zubereitet,
vermittelt ein Gefühl von „Zuhause und Sicherheit“.
Der andere Trend ist „Hyperpersonalisierung“: Dahinter verbirgt sich die
hoch individuelle Ansprache des Kunden. Mit besonders ausgesuchten Zu-
taten oder Gerichten wird versucht, den Gast optimal zu erreichen, sein In-
teresse zu wecken und damit seine Zufriedenheit und Loyalität gegenüber
dem Gastronomen beziehungsweise seiner Einrichtung zu steigern. BeA
„Woran erkennt man einen Veganer?
Er erzählt es einem.“
Simpler Fleischklops goes hip
Burger sind in aller Munde
GASTRO
| FOODTRENDS
Über 1800 neue Produkte brachten die Nahrungs-
mittelkonzerne 2015 auf den Markt.
„Food hacking“ - Essen wird in seine Bestandteile
zerlegt und diese dann ersetzt und/oder vereinfacht.
Beispielsweise veganes Hack aus extrahiertem Erb-
senprotein und mit Rote-Bete-Sa gefärbt.
Erschreckende 33 Kilo Zucker PLUS 33 Kilo Süßwaren
nahm der Deutsche pro Kopf im vergangenen Jahr zu sich.
HIPSTER STEHEN AM HERD, NICHT AN DER BAR
Foto: Shutterstock