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HIPHOP-SPECIAL |
KULTUR
EUNIQUE
Die aus Hamburg stammende und jetzt in Berlin wohnende Eunique ist eine
junge Rapperin, die durch Skillz zu überzeugen weiß. Sie war dabei, als einige
ihrer Freunde Freestyle Cyphers abhielten – und irgendwann dachte sie sich,
„das kann ich auch“ und hat einfach mitgemacht. Weil aber keiner daran
glaubte, dass sie es mit der Musik ernst meinte, stellte sie ein Video von einem
ihrer Freestyles online. Einige Monate später hat sie einen eigenen Fanclub
namens „Kobra Militär“ und über 40.000 Facebook-Likes.
In dem Video rappt sie darüber, dass sie genervt davon ist, dass Frauen in
der Musik meist die zweite Geige spiele sollen. Deshalb träumt sie von einer
Armee aus Frauen, die sich gegenseitig unterstützen und gemeinsame Ziele
erreichen. Irgendwann soll einmal jede dritte Frau bei „Kobra Militär“ dabei
sein. Es geht dabei vor allem um Unabhängigkeit. Und es ist egal, ob man
singt, Kunst macht, sozial tätig ist oder ob man in die Politik gehen will. Alle
sollen sich gegenseitig pushen. Ein Thema, das sich auch in ihren Songs wie
„Stabil“ wiederfindet. Sie rappt dabei sowohl auf Grime Beats als auch Trap
und klassische 90s Rap Beats.
Dass sie eine fantastische Technikerin ist, und so gut wie Missy Elliot rappen
kann, zeigte sie im Video zum Song „Besser“, der eine Hommage an Missy
Elliots „I‘m Better“ darstellt. Zwischendurch singt sie aber auch und spielt dazu
Klavier – und erinnerte dabei ein wenig an Alicia Keys. Ein Kontrast, der ihr sehr
gut zu Gesicht steht.
Während „Eunique“ ihr bürgerlicher Name ist, hat sie den Namen „Kobra“ aus
einem Freestyle Battle mitgenommen. Denn Schlangen findet sie „derbe hef-
tig“, weil sie Heilkräfte besitzen und sich in Wellen bewegen. Außerdem orten
Schlangen ihre Beute über Schwingungen – und da Musik auch aus Schwin-
gungen besteht, haben Schlangen für sie etwas mit Musik zu tun.
Prominente Fans hat Eunique auch schon: Sei es Fler, der ihr erstes Freestyle
Video auf seiner Seite teilte, oder Rapper Nimo, der ihre Cover-Version sei-
nes Hits „Nie wieder“ mit weiblichem Blickwinkel feierte – und es somit auf
500.000 Views pushte. Oder Rapper Veysel, bekannt aus der Serie 4 Blocks,
der sagte Eunique sei „die beste Rapperin Deutschlands“. Auch wenn diese
Vorschusslorbeeren Druck ausüben könnten, Eunique hat alle musikalischen
Skillz, die es braucht, um in diesem Spiel zu bestehen.
PILZ
Pilz ist eine extrem provozierende und kontroverse Battle Rapperin, die 2013
erste Bekanntheit durch das Video Battle Turnier „VBT“ erlangte. Dort battlen sich
Rapper*innen, in dem sie ihre Diss-Songs gegen ihre Gegner als Video hochla-
den. Das Publikum stimmt dann ab, wer gewinnt. Auch in direkten Mann-gegen-
Frau-Live-Battle-Liegen wie Rap am Mittwoch oder Don‘t let the Label Label you
tratt sie an und errang eine Reihe von Siegen.
Dass Pilz keine Berührungsängste mit hartem und extrem sexistischem Rap hat,
zeigt ihre Entscheidung, als Vorgruppe auf Tour mit King Orgasmus One zu ge-
hen. Auf ihren beiden Solo Alben „Beef“ und „Kamikaze“ ist sie musikalisch im
klassischen 90er Boom Bap Eastcoast Stil verortet – und feuert einen Battle Track
nach dem nächsten ab.
Auch politische Songs gegen Rassismus finden bei Pilz ihren Platz. Dazu passt
ein Video, das auf ihrer Facebook-Seite zu sehen war: Darin klebt eine junge
Frau hunderte Plakate in Lübeck an Hauswände, Stromkästen und Mülleimern.
Auf diesen Plakaten ist Beatrix von Storch mit einem Hitlerbart zu sehen – und
darauf steht: „Mut zur Wahrheit. Hitler kommt aus Lübeck.“ Die Polizei ermittelte
daraufhin, ob es sich bei der jungen Frau um Pilz handelte. Das Ergebnis ist bisher
nicht bekannt.
Ihre Liebe zum Battle Rap ist allerdings nicht Bedingungslos. Ihr ist wichtig, klar
zu machen, dass Battle Rap Kunst ist. Und da Kunst frei ist und einen geschützten
Raum darstellt, darf man in einem Battle alles sagen, was den Gegner zerstört.
Egal, wie schlimm es auch sei. Dass viele Menschen diese Ansicht nicht teilen,
erlebte sie im Frühjahr 2017, als sie im Battle gegen Nidal Nib (Bin Laden rück-
wärts) darüber rappte, dass er sich nicht trauen würde, sie in einer „Moschee auf
dem Gebetsteppich zu f*****“. Dabei setzte sie sich noch ein Kopftuch auf.
Nach Veröffentlichung des Battles wurde sie überschüttet mit Morddrohungen
und Hass-Kommentaren. Während ihr Gegner das Konzept des Rap Battles als
Kunst voll und ganz akzeptierte und ihr sogar noch in einem Statement zur Seite
stand, war die Aufregung in der religiösen Community mehr als groß. Pilz lässt
sich davon allerdings nicht abschrecken und geht weiter ungerührt ihren Weg.