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PISTE.DECITY NEWS
| PISTE PERSÖNLICH
NINA
SAUER
DIE ERFINDERIN VOM
ELBJAZZ FESTIVAL
WIESO LIEST MAN SO WENIG ÜBER DICH, OBWOHL DU DIE ERFINDE-
RIN DES ELBJAZZ BIST?
Der Presserummel ist nix für mich - ich halte mich lieber im Hintergrund auf.
WAS IST DIE MUSIKALISCHE GRUNDIDEE VON ELBJAZZ?
Tina Heine und ich hatten uns damals zum Ziel gesetzt, den Begriff „Jazz“
positiv aufzuladen, zu verjüngen und vor allem ein neues und breites Publikum
für den Jazz und auch die jazzangrenzenden Genres zu begeistern. Wäh-
rend Tina schon immer einen Sinn für die schrägen Töne im Jazz hatte, kam
ich eher aus der Groove-Fraktion: Souljazz, NuJazz, Funk, Afrobeat, Hip Hop
und elektronische Sachen. So entstand unser ELBJAZZ-Mix.
WER HAT DEINEN MUSIKGESCHMACK BEEINFLUSST?
Begonnen hat alles mit meinem Vater, der 17 Jahre in Lagos/Nigeria gelebt
hat und der mir schon als Kind seine Liebe für den Afrobeat weitergab. Fela
Kuti, Tony Allen & Co. präsentierten mir ein heißes Gebräu aus Jazz, Highlife
und Funk. In den 80ern war ich – wie viele im Hamburger Westen – völlig
vom Funk infiziert. Die Suche nach dem geilsten Bass-Solo stand dabei immer
im Vordergrund. Bei Rocco in der Waitzstrasse oder bei meinem Klassenkame-
raden Götz Bühler wurde ich damals fündig. Inzwischen ist mein Musikge-
schmack aber deutlich breiter aufgestellt.
DU WARST DREI JAHRE GESCHÄFTSFÜHRERIN DER ELBJAZZ GMBH
UND LEITERIN DES FESTIVALS, DANN HAST DU PAUSIERT?
Ja, das ist richtig, ich habe damals den Hauptfokus wieder auf meine Firma
Ereigniskontor gerichtet, was ich auch heute noch tue. Im Sommer 2015
fragte mich dann Karsten Jahnke (Hamburger Veranstalter-Koryphäe, geschäfts-
führender ELBJAZZ-Gesellschafter und Künstlerischer Leiter des Festivals, A.d.R.),
ob ich mich wieder mehr bei ELBJAZZ einbringen möchte. Heute unterstütze
ich das Festival im Bereich Sponsoring, beim Bühnendesign und bei den gan-
zen Side-Events, wie der DJ-Night im Mojo, dem Hamburger Jazzpreis, dem
Workshop-Programm und bei neuen Konzepten, wie zum Beispiel bei der
Grammophon-Lounge. Die wird übrigens sehr nice, da gibt’s swingy Knister-
jazz vom Schellackplattenteller und gute Drinks.
WER LEITET NUN DAS FESTIVAL?
Es ist gelungen, Alex Schulz als Festivalleiter zu gewinnen, nachdem Tina
Heine 2015 ausgeschieden ist. Sie ist jetzt unter anderem für das Programm
eines renommierten Jazzfestivals in Salzburg verantwortlich. Alex Schulz ist
ja bereits der Chef vom Reeperbahn Festival und genießt in Hamburg einen
sehr guten Ruf. Er bringt die perfekte Mischung aus Leidenschaft und kauf-
männischem Denken mit, um ELBJAZZ insbesondere wirtschaftlich auf einem
zukunftsfähigen Kurs zu halten.
ZU PFINGSTEN, AM 2. UND 3. JUNI 2017, SPIELT DIE MUSIK WIE-
DER IM HAFEN. WAS IST NEU?
In diesem Jahr gibt’s nur noch zwei Festivalzentren: zum einen wieder das
Werftgelände von Blohm+Voss und zum anderen die HafenCity mit der neu
eröffneten Elbphilharmonie. Bei Blohm+Voss bespielen wir wieder zwei
große Open Air-Bühnen und noch zwei Hallen – die Maschinenbauhalle
und die Schiffbauhalle 3, letztere ist erstmals dabei. In der HafenCity begrü-
ßen wir ganz stolz die Elbphilharmonie als neuen Spielort, worüber wir uns
natürlich besonders freuen. Weitere Locations sind die Hochschulbühne auf
dem Platz der Deutschen Einheit, die St. Katharinenkirche und das Thalia
Zelt im Baakenhöft in Kooperation mit dem Festival „Theater der Welt 2017“.
Von Bühne zu Bühne geht’s nach wie vor mit Barkassen, per Shuttle-Bus oder
zu Fuß via Alter Elbtunnel.
WAS KANNST DU UNS ZUM LINE-UP SAGEN – WAS SOLLTE MAN
SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN?
Wir haben wieder ein paar amtliche Acts an die Elbe lotsen können, in
diesem Jahr sind es rund 50 Konzerte. Also ich persönlich werde mir
Snarky Puppy mit dem großartigen Cory Henry reinziehen. Ben l’Oncle
Soul, Agnes Obel, Erik Truffaz, Dhafer Youssef, Bernhoft oder Gregory
Porter sollte man sich allerdings auch nicht entgehen lassen. Na, und
dann haben wir ja auch noch die beiden DJ-Sessions im Mojo. Mousse
T., Detroit Swindle, Supergid & Friends, Mirko Machine und Coolmann
von Fünf Sterne deluxe mit Fantasma Goria feuern dort ihre Live-Sets ab.
elbjazz.deSeit 2010 findet im Hamburger
Hafen das inzwischen europaweit
anerkannte Elbjazz Festival statt, das
gemeinsam von Nina Sauer und
Tina Heine initiiert wurde. Konzept
und Name sowie der gesamte Mar-
kenaufbau gehen auf das Konto
von der gebürtigen Hamburgerin
Nina Sauer, die uns eines ihrer
seltenen Interviews gab.
© www.schwalfenberg.eu