Er ist weltweit einer der gefragtesten deutschen DJs und
erfolgreicher Musikproduzent. Sein soziales Engagement
ist vorbildlich. Die PISTE Hamburg hat ihn auf seinem Fes-
tival „We Are One“ zu einem Gespräch getroffen, das er
zu Gunsten der Flutopfer in Deutschland am 06. Juli in der
Zitadelle Spandau in Berlin ausgerichtet hat. Erfahrt auf
dieser Seite mehr über sein neues Album, sein soziales
Engagement und seine persönliche Wünsche.
PISTE.DE
039
kult
ur
INTERVIEW
|
PAUL VAN DYK
WE ARE ONE
Warum hast du diese
außergewöhnliche Locati-
on, eine Renaissance-Fes-
tung, ausgewählt?
Weil sie genial ist! Es ist eine
unglaublich tolle Location. Sie ist
20 Minuten vom Stadtzentrum
entfernt und man hat hier seine
eigene Welt, die es erlaubt,
Dinge musikalisch so umzuset-
zen, wie man es sich normaler-
weise nicht erlauben kann. Was
natürlich auch besonders ist: Es
gibt in Berlin zwar bereits viele
tolle Locations und Festivals, aber
unseres ist eines, das momentan
tagsüber beginnt und bis in den
Abend hinein läuft – es bleibt
also noch Zeit, nachts die Stadt zu
erkunden. Das ist besonders bei
uns.
Wir haben auch Glück mit dem
Wetter und freuen uns über alle,
die hier sind.
Das Festival ist offizieller
Teil der Berliner Fashion
Week. Bist du selbst auch
modisch interessiert?
Nein. (lacht) Das bewegt sich im
normalen Rahmen. Für alle, die
mich jetzt nicht sehen können. Ich
trage weiße Shorts, ein ausgewa-
schenes T-Shirt, auf dem „We are
one“ draufsteht und dazu Flip-
Flops. Ich ziehe mich vor dem
Auftritt aber nochmal um. (lacht)
Der gesamte Erlös dieses
Festivals geht an die Flutop-
fer. Was treibt dich an, für
diese Menschen Engage-
ment zu zeigen?
Ich war in den USA auf Tour, als
die Lage in Deutschland akut war
und alles unter Wasser stand. Es
bewegt einen, wenn man die Bil-
der im Fernsehen sieht. Durch den
Fernseher ist immer eine gewisse
Distanz vorhanden. Als ich
jedoch zurückkam und im Lande-
anflug über Leipzig und Magde-
burg war, ist mir das Ausmaß
bewusst geworden. Das war
unfassbar. Mir wurde klar, dass
selbst, wenn das Wasser weg ist
und das Thema längst aus den
Medien verschwunden ist, es
noch viele Jahre dauern wird, bis
es wieder wohnlich dort ist und
die Menschen dort wieder ein
Zuhause haben. Das kostet viel
Arbeit und Engagement. Da muss
man einfach helfen. Das war der
Ansatz.
Auf welche neuen Acts aus
deiner Schmiede können
wir uns demnächst freuen?
Das nächste Album „The Politics
of Dancing 3“ ist ein Album, das
mit vielen verschiedenen Künst-
lern gespickt ist. Darunter sind
auch viele Artists, die noch nicht
so bekannt sind und noch viel vor
sich haben, so zum Beispiel
SHato und Rockseek, die heute
hier auftreten. Marteen De Jong
ist ein Artist, der noch ganz am
Anfang seiner Karriere steht, aber
dennoch tolle Sachen macht, bei
denen sich viele Alteingesessene
umschauen werden. Da gibt es
auf jeden Fall viele neue und inte-
ressante Sachen.
Uns würde der Unterschied
zwischen der europäischen
und der amerikanischen
Elektroszene interessieren.
Der Punkt ist, dass die ganzen
Kids in den USA nirgendwo hin-
gehen können, wenn sie ausge-
hen, weil es für sie erst ab 21 Jah-
ren losgeht. Insofern haben sich
Festivals für sie zu einem Party-
mekka entwickelt. Das führt aber
auch dazu, dass dort eine Menge
von 14-,15- oder 16-jährigen
sind, die keine Ahnung von dieser
Musik haben, die Festivals aber
überrennen. Das Positive ist den-
noch, dass viele dadurch einen
Zugang zu dieser Musik finden.
Hier in Europa ist die Crowd
natürlich eine andere und es ist
ein anderes Maß an musikali-
schem Tiefgang vorhanden. In
den USA kennen die meisten die
Top 40-Hits aus dem Radio und
es wird über Dance-Produktionen
von Chris Brown oder Rihanna
geredet – wobei man nicht davon
ausgehen kann, dass sie sich
selbst als Electronic-Artists
bezeichnen würden. Insofern ist
es ein anderer Ansatz.
Gibt es einen persönlichen
Traum, den du dir noch
erfüllen möchtest? Privat
oder musikalisch…
Ich würde super gern mal einfach
mit einem kleinen Schiff durch die
vielen Wasserstraßen in Europa
fahren. Dort anhalten, wo es
schön ist, raus, was essen und
weiterfahren. Ich stelle mir das
super entspannt vor. Wenn das
dann noch mit einem leistungsfä-
higen Elektro-Motor wäre, der kei-
nen Krach macht – perfekt.
Was erwartet uns auf dei-
nem neuen Album?
Viel Musik. (Pause) Es ist immer
schwierig über Musik zu reden.
Wenn ich jetzt sage, dass es
eine logische Weiterentwick-
lung für mich ist, dann sagt
euch das nichts. Ich bin super
stolz auf das Album, weil ich
Alben nicht mag, auf denen nur
zwei oder drei gute Tracks
drauf sind und die anderen nur
produziert wurden, um ein
Album vollzukriegen. Es ist bei
mir eher so, dass ich zu viel
Musik habe, als zu wenig. Ich
freue mich, wenn das Album
draußen ist.
paulvandyk.com