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028

PISTE.DE

REISE

Mi t de r Bahn vom Ba i ka l s ee durch d i e

Wü s t e i n s Re i ch de r Mi t t e

MAGISCHER

OSTEN

Der Jugendtraum: Mit der Transsibirischen Eisenbahn durch die Weiten

der russischen Taiga schaukeln und dabei die einzigartige Bahnroman-

tik aufsaugen. Um so individuell wie möglich einzutauchen, nahmen

wir Kontakt mit der Autorin des einzigen deutschsprachigen Transsib-

Reiseführers auf. Neben wertvollen Tipps zum Reiseverlauf wurden wir

obendrein mit Unterkünften bei lokalen Bekannten und Freunden ver-

sorgt. Über Moskau flogen wir Ende April Richtung Irkutsk. Der auch

dort nahende Frühling empfing uns am frühen Morgen mit 2-stelligen

Minusgraden. Die Stadt ist architektonisch quasi zweigeteilt. Typische

russische Plattenbauten wechseln sich mit alten, mächtigen Holzblock-

häusern ab, die im Laufe der Jahrzehnte oft um etliche Zentimeter

absackten und die Fenster vielfach nur noch handbreit über dem Erd-

boden herausschauen. Galina, unsere Gastgeberin der kommenden

Tage, empfing uns vereinnahmend strahlend wie alte Freunde. Mit

einem Dauerlächeln wurden wir von nun an Zeuge der typisch russi-

schen Gastfreundlichkeit. Ein Ausflug zum Baikalsee, dem größten

Süßwasserbecken der Welt, stand auf unserem Plan. Aber mehr als ein

kurzes Fußbad war im gerade eisfreien Gewässer leider nicht möglich.

Wir beobachteten Fischer bei ihrer Arbeit. Fleißig wurden frisch gefan-

gene Omule geputzt und Netze ausgebessert. Die „Locals“ empfahlen

uns ein Restaurant, wo diese heringsähnliche Spezialität in allen Varia-

tionen auf dem Speiseplan steht. Mit knurrendem Magen mischten wir

uns unter die Einheimischen und genossen ausgiebig jeden einzelnen

Gang. Den letzten Abend in Irkutsk haben wir feuchtfröhlich ausklin-

gen lassen, bevor wir mitten in der Nacht abgeholt wurden, um

endlich in die Transsib einzusteigen. Laut dröhnend begrüßte uns die

mächtige Lok am Bahnsteig. Wir bezogen unser Quartier der nächsten

drei Tage und bestaunten die mittelalterlich anmutende Ausstattung des

Waggons. Der Schaffner zeigt uns gleich zu Beginn wer hier der Herr

im Ring ist. Es wurde Bettwäsche verteilt und heißer Tee gereicht.

Schnell zog Ruhe ein und es ging gemächlich südlich am Baikalsee

Richtung Ulan-Ude vorbei. Draußen tobte ein mächti-

ger Schneesturm.

Meterhoch stapelte sich der Schnee an der vorbeiziehenden Land-

schaft. Am frühen Nachmittag lockte uns der Hunger Richtung Zugkü-

che. Im Speisewagen, ausgestattet wie ein historisches Museum ge-

paart mit dem monotonen Rattern der Waggonachsen, ließen wir

diese friedliche Atmosphäre auf uns wirken, genossen das köstliche

Mahl und die klaren Getränke. Nach und nach umhüllte uns ein

Mantel der Gemütlichkeit und Gelassenheit. An der Grenze zur Mon-

golei fand der berühmte Spurwechsel statt. Nachdem wir dieser

Prozedur neugierig beiwohnten, wurden wir zur Grenzkontrolle mehre-

re Stunden im Waggon eingesperrt. Neben den verschlossenen Türen

und Fenstern hatten einige vor allem an den verriegelten Toiletten zu

knabbern. Nach einer weiteren Nacht mit ausgiebigem Schlaf kamen

wir bei klirrendem Frost in der kältesten Hauptstadt der Welt, in Ulan-

Bator an. Mit einem alten, aber beheizten Kleinbus ging es nun über

mehrere Stunden durch die Ausläufer des mächtigen Altaigebirges in

die zauberhafte und sagenumwobene Wüste Gobi. Nach einem

leckeren Abendmahl erklärte uns unser Gastgeber, wie man den

Kamin mittig der Jurte bedient. Mindestens stündlich muss Holz nach-

gelegt werden, sonst gehe die nötige Feuerkraft verloren, wurden wir

eindringlich gewarnt. Gemeinsam mit der Gastfamilie wurden bis spät

in die Nacht Lieder gesungen und dazu getanzt.

Nach einem wärmenden Tee und köstlichem Frühstück ging es über

Ulan-Bator nach Peking. Unser Hotel lag in der neuen Altstadt im

Zentrum der chinesischen Hauptstadt, umgeben von unzähligen Gar-

küchen, Bars und Wellnesstempeln. Frisch gestärkt steuerten wir in den

kommenden Tagen klassisch die verbotene Stadt, den Platz des himmli-

schen Friedens, diverse Tempel und Nachtmärkte an und bewahrten

uns einen Höhepunkt für den Ab-schluss unserer Reise auf. Nach stun-

denlanger Fahrt beschenkte uns der Reiseleiter mit einem herrlich unbe-

rührten Abschnitt der großen chinesischen Mauer. Es galt, einen

beschwerlichen Auf-stieg zu bewältigen, um schließlich in aller Ruhe

diesen spektakulären Ort chinesischer Zeitgeschichte in voller Gänze

genießen zu dürfen. Die letzte Nacht gehörte dem Pekinger Nachtle-

ben ...