

PORTRAIT
014
PISTE.DEFotos: Daniela Möllenhoff, Kasia Bialy Photography, privat, BeA
SOULSISTER
NATHALIE DORRA
SIE IST (NICHT NUR) GESICHT
UND STIMME DER POPULÄREN
FORMATION „MAX & FRIENDS“
zu entkommen. Witzig aus heutiger
Sicht, da sie mit (inter-)nationalen Grö-
ßen wie Mousse T, George Michael
oder Naidoo zusammengearbeitet
hat. Die ganz große Bühne ist aber
nicht ihr Ding. Sie, zum festen inner
circle von Udo Lindenberg gehörend,
bevorzugt es kleiner. „Nach einem
Nummer-1-Hit bekam ich einen Vor-
geschmack. Für den Trubel muss man
gemacht sein.“ Und es passe auch
nicht zu ihrer Erziehung, basierend
auf Zurückhaltung und Gradlingkeit.
Mit ein Grund, warum sie ihre Teil-
nahme an „Voice of Germany“ heute
für einen „großen Fehler“ hält. „Alles
gestellt und gefaked. Das entspricht
mir überhaupt nicht!“
Kamerun lässt sie indes nicht los.
Nach 24 Jahren besuchte sie das
Land gerade erneut und möchte am
liebsten wieder hin. „Vielleicht sogar
für länger!“ Das müsste sie dann wohl erst mit Le-
bensgefährten Ole Feddersen und vor allem Toch-
ter Cosima (9, aus früherer Ehe) klären. Im August
heiraten die beiden Berufsmusiker. Und dann geht
auch ihr anderes Herzensprojekt an den Start: Eine
Platte mit ihrer eigenen Band. Auf die Mischung aus
„Neo-Soul und Jazz“ darf man gespannt sein. BeA
Was viele nicht wissen, und dennoch
anders vermuten: Nathalie ist keine
gebürtige Norddeutsche, sondern
kommt ganz vom anderen Ende der
Republik. Geboren wurde die Toch-
ter eines deutschen Pfarrers und einer
Kraneknschwester aus Togo in Villin-
gen-Schwenningen. Allerdings ging
es mit den Eltern und den beiden jün-
geren Geschwistern schon früh „quer
durch die Republik“. Und noch viel
weiter: „Als ich neun Jahre alt war,
zogen wir nach Kamerun.“ Die fol-
genden sechs Jahre verbrachte sie „im
tiefsten Busch in Afrika“. Ohne Strom,
fließend Wasser und jeglichen ande-
ren Komfort der „zivilisierten“ Welt.
„Diese Zeit hat mich unglaublich ge-
prägt“, sagt die temperamentvolle
Sängerin, die eigentlich Meeresbiol-
gie studieren wollte. „Kamerun hat
mir beigebracht, mit Gegebenheiten
klarzukommen, außerdem könntest du
mich im Wald aussetzen, und ich würde überleben!“
Zurück in Deutschland kam sie über verschiedene
Stationen nach Hamburg, wo ihre Karriere begann.
Zu den ersten Gigs (auf der legendären Bühne des
Angie’s) musste sie sich noch heimlich über den
Balkon schleichen, um der „relativ strengen“ Mutter
Temperamentvolle
Soulstimmenseele, nie
ohne Oropax aber immer
mit Liebe zu Kamerun und
Klassik, Cosima und Ole
meist als Frontfrau DER Partyformation „Max and
Friends“ eine lokale oder bundesweite Bühne betritt.
Wir trafen uns mit der unfassbar gut aussehenden
Sängerin in der Neuen Rösterei zum Gespräch.
Hand hoch – welcher Lübecker hat „eine der besten
Soulsängerinnen Deutschlands“ noch nicht live erlebt?
Viele können es jedenfalls nicht sein, denn es vergeht
kaum eine Woche, ohne dass Nathalie Dorra (41),