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PISTE.DECITY NEWS
| PISTE PERSÖNLICH
JULIA, DU HAST SO VIEL AUF DEM ZETTEL! GIBT ES EINE TO-DO-LISTE
MIT INTERESSANTEN PROJEKTEN UND IDEEN FÜR 2018?
Konkrete Projekte kann ich noch nicht benennen, es steht aber im Bereich Stadt-
politik und Hamburg Tourismus einiges an. St. Pauli ist, abgesehen von der
Club- und Partymeile, ein wichtiger Stadtteil in und für Hamburg. Da der Touris-
mus hier boomt und dieser die Lebensgrundlage für viele Unternehmen bildet,
sollte St. Pauli eine stärkere Einflussnahme in die Stadtpolitik haben – und man
sollte hier mehr über den nachhaltigen Tourismus sprechen.
DAS KLINGT SEHR OPTIMISTISCH! WO WIRST DU ANSETZEN?
In erster Linie sollten alle verstehen, dass St. Pauli nicht nur eine Partymeile ist,
sondern auch ein Lebensraum für dessen Bewohner. Es ist vergleichbar mit einer
Stadt in der Stadt, mit u.a. eigenständigem Ökosystem. Nimmt man das Beispiel
der nächtlichen Besucher und der damit verbundene Alkoholkonsum. Natürlich
ist jeder auf der Suche nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Statt sich die
Getränke in den Bars ausschenken zu lassen, wird der günstige Kiosk angesteu-
ert und vor dem Club auf den Straßen ‚vorgeglüht’. Damit verlagert sich der
Alkoholkonsum in den öffentlichen Raum. Lärmbelästigung in den Wohnstraßen,
Müll, Wildpinkler und auch Sicherheitsprobleme sind die Folge. Zudem bedro-
hen natürlich auch die vielen Kioske die Existenz der Gastronomie.
GIBT ES DAFÜR EINE LÖSUNG?
Natürlich ist der Alkoholverkauf in den Kiosken reglementiert – lässt sich aber
annähernd nicht kontrollieren. Es findet eine Ungleichbehandlung zwischen
Gastronomie und Kiosk (Einzelhandel) statt. Die Gastronomie hat deutlich
höhere Auflagen als der Kiosk, obwohl beide Betriebsarten mittlerweile annä-
hernd das gleiche Geschäft haben. Eine zeitliche Eingrenzung würde das
Gleichgewicht teilweise wieder herstellen – und würde vor allem dafür sorgen,
dass das Cornern und damit die Belastung für die Anwohner etwas einge-
dämmt werden würde.
AUCH DER ABFALL WÜRDE SICHER ZURÜCKGEHEN ... APROPOS: HAST
DU ECKEN AUF ST. PAULI, DIE DU TROTZ MÜLL SCHÖN FINDEST UND
IMMER WIEDER BESUCHST?
Die gibt es immer und überall! Die schönen Ecken und der Müll – ganz beson-
ders in einer Großstadt wie Hamburg. Müll wäre für mich aber nie ein Grund,
einen Ort nicht zu besuchen. Ich kann mich gar nicht entscheiden und möchte
St. Paulis Ecken nicht in einer Hitliste festlegen. Durchaus gibt es auch Gegen-
den, die ich meide, weil sie mich zu manchen Tageszeiten nicht ansprechen. Ich
persönlich liebe St. Pauli vor allem tagsüber und unter der Woche. Die Paul-
Roosen-Straße, der Hein-Köllisch-Platz und die Clemens-Schultz-Straße bieten
eine tolle Atmosphäre und ziehen mich immer wieder an. Im Gegensatz dazu
ist die Gegend um den Hans-Albers-Platz, die Bernhard-Nocht-Straße und der
Davidstraße enorm wichtig, um St. Pauli wirklich in seiner Vielfalt zu (be)
greifen.
WO WÜRDEST DU DENN SONST WOHNEN WOLLEN, WENN NICHT
AUF ST. PAULI?
In einem anderen Stadtteil mit ähnlichem Stadt-in-Stadt-Charakter wie z.B. die
Neustadt.
ABGESEHEN VON DEINEM STADTPOLITISCHEN ENGAGEMENT: DU
BIST DOZENTIN AN DER MACROMEDIA AKADEMIE HAMBURG. WAS
GENAU SIND DEINE AUFGABENBEREICHE DA?
Mein Fachbereich ist die Veranstaltungsorganisation. Der Schwerpunkt liegt hier
darauf, Realprojekte mit den Studierenden durchzugehen und das Tool „Projekt-
management“ den jungen Menschen näher zu bringen. Natürlich gehört auch
die Lehre zur Branchenkunde und das abschließende Prüfungstraining dazu. Die
Aufgaben der Lehrgangsorganisation habe ich aufgrund meiner anderen Pro-
jekte jedoch abgelegt.
SIEHST DU DEINE ZUKUNFT IN DER LEHRE DEINES FACHGEBIETES?
Nein, auch wenn es mir großen Spaß macht! Im Gegenteil, ich werde es im
kommenden Jahr eher reduzieren. Hierzu ist mir das Projekt „Kukuun“ und die
Arbeit als Quartiermanagerin einfach zu sehr ans Herz gewachsen. Es gibt
auch hier noch einiges zu tun und ich möchte den Fokus mehr darauflegen.
GUT DASS DU DEN FOKUS UND DAMIT DIE PRIORITÄT ANSPRICHST:
FÄLLT ES DIR NOCH SCHWER, DICH FÜR ODER GEGEN ETWAS ZU ENT-
SCHEIDEN, WENN DU PARALLEL SO VIELE INTERESSANTE PROJEKTE
BEARBEITEST? FIKTIVES BEISPIEL: DEINE WOHNUNG BRENNT (WAS
WIR NICHT HOFFEN), ALLE MENSCHEN UND TIERE SIND GERETTET.
WAS SIND DIE DREI DINGE NACH DENEN DU INTUITIV GREIFEN
WÜRDEST?
Computer, Portmonee und eines meiner selbst gemalten Bilder. Ohne die Hard-
ware würde ich nicht wissen, wie es übermorgen weitergeht. Das Portmonee,
weil Ausweisdokumente heute wichtiger denn je sind. Das Bild, weil es ein Teil
von mir ist, und mich die Erinnerung an den Erschaffungsprozess glücklich
macht.
.
kukuun.comJULIA
STARON
In Hamburg ist es nass. So auch an jenem Tag, als sich Julia Staron telefonisch aus ihrem Urlaub zu
uns in die Redaktion durchstellen lässt. Horcht man ihrer dynamischen Stimme, gepaart mit dem
Rauschen des Windes im Hintergrund, können wir uns alle vorstellen, wie diese starke, blonde Frau
im Strandkorb sitzt und über ihre größte Leidenschaft spricht: St. Pauli – und dessen Entwicklung. Sie
ist zusammen mit ihrem Ehemann Olaf Staron Inhaber des Kukuun-Clubs auf St. Pauli, leitet Stadt-
und Museumsführungen in Hamburg und ist auch die Autorin des Stadtführers „St. Pauli – Eine
kritische Liebeserklärung“. Hinzu kommt der Betrieb der Museums Bar und die Tätigkeit als Quartier-
managerin des BID Reeperbahn+ seit 2014. Wurde erwähnt, dass sie auch als Dozentin für
Veranstaltungsorganisation an der Hamburger Macromedia ihr profundes Wissen an die nächste
Generation weitergibt? Na ja, bei der Agenda kann ja mal etwas untergehen ...