piste Hamburg 04/2017

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KULTUR | DIES - DAS / DEUTSCHRAP MIT FALK SCHACHT
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FALK SCHACHT
Ich habe ja echt Probleme mit Live-
Konzerten. Als Soundfetischist wer-
de ich ja sowieso schon klanglich
bei Konzerten benachteiligt. Bleibt
also der einzige Grund für mich auf
Konzerte zu gehen, dass ich eine
Interessante Bühnenshow zu sehen
bekomme. Oder
zumindest super
Ansagen zwi-
schen den Songs.
So mit Humor.
Bei denen den-
ke ich mir dann
manchmal, lass
doch die Musik
weg und mach
nur Ansagen. Ich würde dafür bezah-
len. Ist das jetzt sehr anmaßend? Ich
finde nein.
Zu oft habe ich Musiker zu Salzseu-
len erstarrt auf der Bühnen stehen ge-
sehen. Die erschienen mir noch ge-
langweilter als ich vor der Bühne. So
wird das nix Freunde. Ich will Ener-
gie und Feuer auf der Bühne sehen.
Auch gerne Peinliches, Unmögliches,
Verrücktes. Egal was, nur denkt euch
was aus. Die drei Acts, die ich euch
diesen Monat empfehle, haben ge-
nau das getan. Die sterben fast auf
der Bühne, oder drehen durch, oder
bringen einen zum freudigen Grinsen
ob ihrer sarkastischen Dreistigkeit.
© Delia Baum
KOLUMNE
GONJASUFI
21. APRIL | UEBEL &
GEFÄHRLICH
Gonjasufi ist ein Sänger, Rapper,
Produzent, DJ, Schauspieler und
Yoga-Lehrer aus San Diego. Erst-
malig auffällig wurde er im Umfeld
von Flying Lotus und The Gaslamp
Killer. Seine Musik spielt sich ab auf den Schnittflächen von Krautrock, HipHop, Elektronik, New Wave,
Gothik & Psychadelic Rock. Nicht umsonst veröffentlicht er seine nicht immer einfach zu konsumierende
Musik auf Warp. Eine düstere, schwere Stimmung begleitet die meisten Tracks. Passend dazu wirkte
auf vielen Tracks des aktuellen Albums „Callus“ der frühere The Cure Gitarist Pearl Thompson mit. Wer
Standard möchte, sollte an diesem Abend das Ü&G meiden.
FERRIS MC & DJ STYLEWARZ
3. MAI | MOJO CLUB
Wer HipHop in seiner Reinform sehen will, sollte unbedingt zu diesem Konzert gehen. Das Rei-
memonster Ferris MC ist eine vor Live-Energie strotzende Rap-Ikone, die zusammen mit DJ-Legende
Stylewarz zeigt, wie eine richtige MC&DJ-Show zu sein hat. Etwas, was man heute kaum noch
geboten bekommt, da die meisten DJs auf der Bühne nur noch den Startknopf des nächsten Liedes
drücken. Nicht umsonst haben sich vor Jahren Deichkind durch Ferris verstärkt. Weil er ein Garant
für Live-Action ist, eventuell ist das seiner Punk-Sozialisation in den frühen 80ern geschuldet. Noch
wichtiger: Ferris MC hat gerade bekannt gegeben, dass er in Zukunft keine Solo-Ferris-MC-Platten
oder -Shows mehr machen will. Bedeutet also, nutzt diese letzte Chance.
FATONI
28. APRIL | MOJO
Fatoni ist der untypischste Rap-Star, den es geben
kann. Untersetzt, Bayer, Ü-30. Und trotzdem hat er
letztes mal das Übel & Gefährlich ausverkauft. Der
Grund dafür ist recht einfach. Fatoni ist nicht nur ein
guter Rapper, nein, der Mann hat auch Humor. Und
zwar von der selbstironischen und sarkastischen
Sorte. Chargierend zwischen Mike Skinner, Monty
Python und Fredl Fesl. Und das kommt nicht nur in
seinen Texten zum Tragen, die einen auch noch stän-
dig zum Nachdenken anregen. Nein, auch live ist der ausgebildete Schauspieler mit das Beste, was es im
Deutschrap zu sehen gibt. Da wird auch schon mal durchs Publikum gelaufen, und die geschätzten 100 Kilo
wollen stagediven und tun das auch. Wer zu schwach ist sollte also lieber nach hinten gehen. Musikalisch
reicht die Palette von klassischem Rap bis modernem Trap.