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Made in america
?
Gruselige Kostüme, flackernde Teelichter in ausgehöhlten Kürbissen,
kleine Beutel voller süßer oder saurer Leckereien und jede Menge Kunst-
blut – wetzt eure Vampirzähne oder schärft eure Wolfskrallen – es ist
Halloween! Mir schlottern schon die Knie: Am Donnerstag, den 31. Ok-
tober ist es wieder soweit, die Grusel-Patroullie ziehen ihre Bahnen.
Doch woher kommt überhaupt der ganze Spuk? Haben die Amerikaner
sich alles ausgedacht und wir Europäer haben es übernommen? Ist es
ein Tag, geschaffen von der Industrie, an dem man anstatt von Blumen,
gruselige, schaurig schöne Masken kauft und sich ein Laken über die
Schultern schmeißt?
Gänsehaut pur!
Das Wort Halloween wurde von „All Hallow’s Evening“ abgeleitet und
beschreibt die Nacht vor Allerheiligen vom 31. Oktober zum 01. No-
vember. Dieser Name hat einen katholischen Ursprung. Allerdings ist
das ursprüngliche Fest, auf das Halloween zurückzuführen ist, der kelti-
sche Neujahrstag und keine Nacht der Gänsehaut. In diesen geheim-
nisvollen Stunden verabschieden sich die Kelten vom Sommer und feiern
die Herrschaft des Todesfürsten „Samhain“, der in den kalten Winter-
monaten regiert – das „Samhain Fest“. Die Kelten glaubten, dass an die-
sem Tag die mystischeWelt der Toten mit der Welt der Lebenden zusam-
mentrifft und sie sich vermischen. Doch der grausige Mythos geht weiter:
Die Kelten befürchteten, dass so die Toten in dieser einen Nacht eine
Chance hatten, von der Seele eines Lebenden besitzt zu ergreifen – die
einzige Chance auf ein Leben nach dem Tod. Um dabei nicht von den
zähneklappernden Toten erkannt zu werden oder um diese abzuschre-
cken, verkleideten sich die verängstigten Menschen mit
schaurigen Masken und zogen schreiend durch die
Gegend um die Geister davon abzuhalten,
von ihrem Körper Besitz zu ergreifen. Iri-
sche Einwanderer brachten den
Brauch in den 1840er Jahren dann
in die USA, wo dieser seitdem mit
großer Beliebtheit als Halloween
gefeiert wird. Klein und Groß
verkleiden sich als Hexen,
Zauberer, Vampire, Werwöl-
fe, Geister, Fledermäuse,
Skelette oder Zombies.
Süßes sonst gibt’s Sau-
res!
Wem ist dieser Spruch
noch nicht über die blutro-
ten Lippen gekommen?
Das Betteln um Süßes ge-
hört nicht zu dem Hallo-
ween-Brauch, es hat ver-
UNTOTE GRÜSSEN VAMPIRE UND HEXEN
mutlich einen ganz anderen Ursprung. Am 02. November gingen die
europäischen Christen etwa im neunten Jahrhundert von Dorf zu Dorf
um „Seelenkuchen“ zu erbitten. Stellt euch dabei ein quadratisches Brot
mit Johannisbeeren vor. Je mehr die Bittenden erhielten, desto mehr ver-
sprachen diese, für die verstorbenen Angehörigen der Gönner zu beten.
Doch dies ist nur eine Vermutung. Parallelen zu heute sind aber dennoch
deutlich zu erkennen. In Amerika ziehen die Kinder von Haus zu Haus
und verkünden die frohe Botschaft „Trick or Treat“. Im Prinzip meint dies
genau das Gleiche wie bei uns, Trick sind die Streiche und Treat die Le-
ckereien.
Zückt die Rübe!
Kommen wir zurück nach Irland und zu dem wohl familiärsten Brauch.
Man höhlt ihn aus, macht aus seinem Innenleben eine tolle Suppe mit
ein wenig Speck, ritzt ein gruseliges Gesicht hinein und verbraucht Un-
mengen an Kerzen. Na, wovon ist hier die Rede? Natürlich vom Kürbis!
In einer irischen Sage wird von einem Mann namens Jack Oldfield be-
richtet. Ein trickreicher und meist auch betrunkener Mann. So heißt es,
er habe Satan dazu gebracht, auf einen Baum zu steigen. Daraufhin
nahm Jack ein Messer und schnitzte ein Kreuz in die Baumrinde, sodass
der Teufel nicht herabsteigen konnte. Er bewies zunächst einen klugen
Kopf und verhandelte mit ihm. Der Deal war wie folgt: Er lässt ihn vom
Baum herunter, imGegenzug braucht er nie wieder Angst vor dem Teu-
fel zu haben. Viele Jahre später verstarb Jack, die Krux an der Geschich-
te: der Himmel verweigerte ihm den Zugang, da sich Jack auf den Teufel
einließ. Der Teufel seinerseits verweigerte ihm aber die Tür zur Hölle, da
er nach wie vor erbost war. Der Satan gab ihm stattdessen eine ein-
fache ausgehölte Rübe, in die er etwas glühende Kohle leg-
te, damit Jack seinenWeg durch die Dunkelheit finden
würde. Die Iren verwendeten getreu der Sage im-
mer Rüben zur Beleuchtung. Als diese nach
Amerika gingen, stellen sie fest, dass es dort
erheblich mehr Kürbisse gab. So waren die
Kürbisse im Spiel und man nannte sie in
Amerika fortan Jack O’Lantern.
Halloween ist gewiss keine Erfindung
der Amerikaner, eher eine Vermi-
schung von keltischen und christli-
chen Bräuchen sowie einer iri-
schen Sage. Doch Halloween ist
für Kinder, Jugendliche und mittler-
weile auch Erwachsene ein will-
kommener Anlass zum Feiern! Al-
so Kostüme an, Zähne ankleben,
Besen satteln, Perücken auf – und
was euch sonst noch einfällt!
Happy Halloween!
010
PISTE.DE
Elisabeth Möller