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REPORTAGE
Jorgos Lazaridis, Inhaber des Szeneclubs H1 in
Hamburg, sucht die Gründe für die hohen Gagen in
der Entwicklung der Weltwirtschaft. „Natürlich sind
die Gagen zu hoch, doch letztendlich kann man den
DJs keine Vorwürfe machen. Für die Amerikaner
sind hohe Club- und Konzertpreise normal. Man ver-
gleiche einmal die Fläche Amerikas mit der deut-
schen. Die Kaufkraft in den USA ist einfach eine
ganz andere.“, schlussfolgert der Hamburger Club-
besitzer. Zeitgemäße Gesetze, die sich an die aktu-
elle Wirtschaft anlehnen, wären seiner Meinung
nach der richtige Ansatz. Ein Restart wäre wün-
schenswert.
Eines seiner persönlichen Wunschziele hat Jorgos
Lazaridis bereits erreicht: „Wir als H1 haben unse-
ren Gästen die Top drei der DJ-Charts präsentieren
können; David Guetta, Tiesto und Armin van Buu-
ren. Wir haben für keinen dieser DJs eine ungerecht-
fertigte Gage gezahlt. Sollte sich in naher Zukunft in
der Platzierung der Top drei DJ-Charts etwas än-
dern, werde ich nichts unversucht lassen, meinen
Gästen auch diesen Top-Act zu präsentieren.“
„The name of the game is profit.“
Jorgos Lazaridis
Inhaber vom H1 Club & Lounge
Alle Clubs und Veranstalter gehen in jeder Partynacht immer
wieder aufs Neue ein unternehmerisches Risiko ein. Interna-
tionale Namen sind in Deutschland längst keine Garantie
mehr für wirtschaftlichen Erfolg und nationale Dance DJs sind
leider sehr rar gesäht oder bisher unentdeckt.
Ein Lichtblick unter der Topriege der derzeit angesagtesten
DJs ist Paul van Dyk. Er spendet die Gewinne seines „We are
One Festivals“ in Berlin an die Opfer der Flutkatastrophe.
Vielleicht ist gerade jetzt die Zeit für den Nachwuchs in
Deutschland sowie im Ausland gekommen. Viele lokale DJs
liefern meist ein genauso gutes Set ab, wie internationale
Größen. Bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die welt-
weite DJ-Szene orientieren und verändern wird.
Elisabeth Möller
IST GAGE WIRKLICH ALLES?
FESTIVALS UND
KONZERTVERANSTALTER
Zwei unterschiedliche Trends zeichnen sich in der
heutigen Zeit ab: Zum einen die großen Festivals, für
die Veranstalter nicht mehr nur Live-Bands buchen,
sondern auch DJs. Dort sind große Namen in Verbin-
dung mit hohen Ticketpreisen etabliert. Celebrity Net
Worth veröffentlichte zuletzt im Januar 2013 atembe-
raubende Zahlen. Hierbei handelt es sich um die Kon-
tostände der 30 reichsten DJs. Platz zwei belegt der
Londoner Trance-DJ Paul Oakenfold mit 55 Millionen
Dollar und an der Spitze thront Tiesto mit 65 Millionen
Dollar.
Das Business scheint einfach: Wer es heutzutage
schafft einen internationalen Hit à la Icona Pop mit „I
love it“ zu produzieren, wird sofort weltweit vermark-
tet und erhält fünfstellige Gagenangebote.
Zum anderen gibt es die Clubszene – für einen im Ver-
gleich günstigeren Eintritt kann man dort die ganze
Nacht tanzen.
Aufwendige Club-Gigs mit nur einem Headliner entwi-
ckeln sich hier jedoch eher rückläufig, da sie auf-
grund der hohen Gagen der DJs nur noch bedingt ren-
tabel sind. Am Ende ergibt sich folgende Situation:
Wenn die Clubs die Crème de la Crème der DJs nicht
buchen, werden es schon bald nur noch die großen
Konzert- und Festivalveranstalter tun.