016
PISTE.DE
city
news
Hallo Herr Dr. Schäfer! Bitte beschrei-
ben Sie doch einmal kurz Ihre tägli-
chen Aufgaben als Rechtsanwalt.
Als Rechtsanwalt betreue ich überwiegend ge-
werbliche Mandate sog. kleiner und mittlerer
Unternehmer. Die Mandatierung erfolgt zumeist
ganzheitlich, d.h. dass ich wie ein Justitiar alle
Belange des Unternehmers betreue! Außerdem
bin ich Vertragsanwalt von Rechtsschutzversi-
cherungen. Am häufigsten treffe ich hier auf ver-
kehrs-, arbeits- und strafrechtliche Sachverhalte.
Warum haben Sie gerade diesen Beruf
gewählt?
Ich mag an meinem Beruf das kombinatorisch-
technokratische Moment. Die Lösung komplexer
Sachverhalte lässt keine Langeweile aufkom-
men. Man hat außerdem immer etwas zu la-
chen, weil man häufig auf absurde
Sachverhalte trifft. Daneben bin ich ein ziemli-
cher Oberlehrer-Typ, der anderen gerne die
Welt erklärt (lacht). Das wusste ich am Anfang
meiner Berufswahl natürlich alles nicht. Ich
glaube mich zu erinnern, dass ich mich für Ge-
rechtigkeit einsetzen wollte. Das ist natürlich
idealistischer Teenager-Quatsch. „Gerechtig-
keit“ ist subjektiv und wird je nach ideologi-
scher Orientierung ganz unterschiedlich
ausgelegt. Da suche ich mein Heil lieber in der
objektiven Rechtsnorm.
Ich habe gehört, dass Sie auf der dies-
jährigen Fight Night als Kämpfer für
das First Fight Team Neubrandenburg
aufgestellt sind. Respekt! So etwas er-
wartet man ja nun eigentlich nicht von
einem Rechtsanwalt. Was sagen Ihre
„Kollegen“ zu Ihren Freizeitsportakti-
vitäten?
Rechtsanwälte unterscheiden sich von anderen
Menschen lediglich dadurch, dass man auf-
grund der sehr langen Ausbildungszeiten selten
welche trifft, die bedeutend jünger als 28 sind.
Ansonsten ist diese Personengruppe so vielfältig
wie das Leben selbst. Die Rechtsanwaltskolle-
gen, mit denen ich befreundet bin, interessie-
ren sich natürlich, welche Fortschritte meine
Wettkampfvorbereitungen machen und werden
sich die Kämpfe des FFT anschauen. Einige
sponsern die Veranstaltung. Bei den anderen
habe ich jedenfalls nicht um Erlaubnis gebeten,
beim FFT zu trainieren und auf der Fight Night
zu kämpfen dürfen (lacht).
Seit wann trainieren Sie im First Fight
Team und wie kamen Sie zu Kampf-
sport?
Ich bin Reserveoffizier und war Bundeswehr-
Ausbilder. Hier gab es auch die ersten Berüh-
rungen mit Kampfsport und Selbstverteidig-
ungssystemen. In Wing Tsun, einer Kampfkunst,
habe ich den sechsten von zwölf Schülergraden
erreicht. Vor zwei Jahren hat mich Ronny
Schindhelm, der Cheftrainer des First Fight
Teams, eingeladen, an einem seiner Kämpfer
meine "Künste" auszuprobieren. Es dauerte ca.
zwei Minuten, bis mir klar wurde, dass ich der
Massivität und Athletik eines Freefighters sehr
wenig entgegen zu setzen hatte. Seitdem trai-
niere ich im FFT. Das Team ließ mir eine klassi-
sche Box- und Ringerausbildung "angedeihen".
Ich persönlich finde die Bodenkomponente im
Freefight, das sog. Grappling, eleganter, tech-
nischer und somit anspruchsvoller als den
Standkampf. Es beinhaltet Elemente aus dem
Brazilian Jiu-Jitsu, Judo und dem klassischen Rin-
gen.
Was erwartet uns und vor allem Sie
am 8. März in der Stadthalle?
Zunächst einmal stellt das Neubrandenburger
First Fight Team hervorragende Kämpfer in den
Disziplinen Boxen, Kickboxen und Freefight. Es
wird auch um den einen oder anderen Titel
gehen. Es soll zudem ein harter Sport gefeiert
werden, der den Kämpfern meines Teams viel
Disziplin, Zeit, Entbehrungen und Schmerzen
abverlangt. Ich persönlich werde einen Grapp-
ling-Kampf bis 75 Kilo bestreiten. Ich stehe zum
ersten Mal in einem Ring. Da geht es vor allem
darum, sich überhaupt einem Gegner zu stel-
len, den eigenen Ausbildungsstand zu prüfen
und die Wettkampfvorbereitung zu einem Ab-
schluss zu bringen. Ich kämpfe für das FFT, von
dem ich in den letzten beiden Jahren sehr viel
über mich selbst gelernt habe. Ich bin sehr stolz
darauf, überhaupt als Wettkämpfer von meinen
Teamkollegen zugelassen geworden zu sein.
Das Ergebnis des Kampfes ist eher sekundär.
Hobbys und Freizeitaktivitäten?:
Surfen, Snowboarden, Wakeboarden, Reisen,
Sprachen, Literatur, klassische Gitarre
Welche Musik hören Sie zurzeit (Rich-
tung)?
Weltmusik, True Metal und Electro
Lieblingsrestaurant?:
Restaurant Berlin in Neubrandenburg
Was lesen Sie zurzeit?:
Oswald Spengler, Der Untergang des Abend-
landes
Was wollten Sie als kleiner Junge wer-
den?
…auf alle Fälle unabhängig und frei…
Vorbild?
Ich glaube nicht an Vorbilder. Mich beeindru-
cken allerdings Menschen mit besonderen Fä-
higkeiten. Dazwischen finde ich meinen
eigenen Weg.
Wenn ich mal alt und grau bin, möchte
ich...
Oh Gott, hoffentlich nicht. Ich spekuliere da-
rauf, dass mir die Wissenschaft den Weg zur
ewigen Jugend zeigt (lacht).
Drei Tipps für Neubrandenburg an:
UFC-Fighter Chael Sonnen, der bestimmt noch
nie in unserer schönen Stadt war, aber sicher
mal kommen möchte.
Dass MUSS:
Wasserskianlage, Behmshöhe, Stiftungskirche,
Wallrunde
Das DARF:
Frisch Gezapftes im „Berlin“
Das sollte eher nicht:
Ich mag Neubrandenburg als Ganzes, da ge-
hören die Narben und Schmuddelecken meiner
Heimatstadt dazu.
DR. HAGEN SCHÄFER
AUFGEFALLEN
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,...52