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BÜHNE |

KULTUR

KOLUMNE

MATZE KNOOP

Dein Vater fährt Porsche, dein Bruder

trägt ne Rolex und deine Nachbarin lei-

stet sich dreimal im Jahr Urlaub in der

Karibik. Nur dir sagt man ständig, du

sollst auf dem Teppich bleiben. Stand-

up Comedian Matze Knop sagt: Schluss

mit der falschen Bescheidenheit! Es ist

höchste Zeit für mehr Abenteuer, mehr

Leidenschaft, mehr „Diagnose Dicke

Hose“!

Endlich wieder Vorweihnachtszeit. Endlich wie-

der Glühwein, Spritzgebäck und jede Menge Ni-

koläuse. Wobei ich die ersten Spekulatius dieses

Mal schon im Juli gekauft und gegessen habe.

Und den Weihnachtsengel hatte Tchibo auch

schon Mitte August im Programm. Da frag ich

mich: Wo bleiben dann bitte schön jetzt die vielen

Ostereier? Der Milka-Schoko-Hase müsste dann

doch spätestens im November schon in den Re-

galen gestanden haben. Und was ist mit der aktu-

ellen Bikinimode und mit Flip Flops? Also wenn

schon saisonale Verwirrung gestiftet wird, dann

doch bitte konsequent. Zum Beispiel könnten wir

den Winterschlussverkauf vorziehen. Am besten

auf Oktober. Das macht auch viel mehr Sinn,

wenn der Skianzug vor dem Urlaub die

Hälfte kostet. Und Karneval wird vorge-

zogen auf Halloween. Und Muttertag

verschmilzt mit dem Valentinstag und

dem Finale von „Adam sucht Eva -– die

Nackt-Insel“. Auch der Weihnachtsbaum

wird zu spät abgeholt. Optima-

ler Zeitpunkt wäre aus

meiner Sicht Heilig

Abend um 22 Uhr. Va-

ter und Mutter fallen

besoffen ins Bett, wäh-

rend die heiligen

drei Könige der

Müllabfuhr hel-

fen, draußen das

Holz zu verladen.

Dann reiert zwar

die Familie, aber

nicht mehr die Tan-

ne. In diesem Sinne:

Frohe Pfingsten.

Euer Matze

DICKE HOSE UND

SAISONALE VERWIRRUNG

Ein verarmter Edelmann, beschließt nach der leidenschaftlichen Lektüre von Ritterromanen, in die Welt hinaus-

zuziehen, um gegen das Unrecht zu kämpfen und sich in Gefahren zu stürzen, wie es sonst nur die Helden seiner

geliebten Bücher taten. Er nennt sich von nun an Don Quijote und wählt ein einfaches Bauernmädchen zu seiner

Herzensdame – sehr zu ihrer Verwunderung. Ein echter Ritter braucht einen Knappen und so nimmt er Sancho

Panza als treuen Begleiter mit auf die abenteuerliche Reise. Sie kämpfen für die Umdeutung der Welt, die in Don

Quijotes Augen zu einemWerk von Zauberern und Dämonen wird. Diese gilt es zu besiegen und ein längst ver-

gessenes Ideal – den Schwachen zu helfen und für Liebe und Gerechtigkeit einzustehen – gegen die Wind-

mühlen der Wirklichkeit zu setzen. Don Quijote glaubt an den schönen Traum einer besserenWelt, auch wenn

die Chancen auf Erfüllung gering stehen. Das Altonaer Theater bringt Miguel de Cervantes‘ Abenteuerfantasie

in dessen 400. Todesjahr unter der augenzwinkernden Regie von Michael Bogdanov mit Götz Otto als (riesi-

gem) Ritter von der traurigen Gestalt, Karsten Kramer als kleinem dicken Sancho Panza und Alexandra Kamp

als bezaubernde Dulcinea von Toboso auf die Bühne.

DON

QUIJOTE

NACH DEM ROMAN VON MIGUEL DE CERVANTES

Regisseur Christoph Marthaler ist dafür bekannt tragisch-komische Theaterabende zu inszenieren. Am Schauspiel-

haus schickt er nun eine Gruppe Europäer in eine Turnhalle, um dort zu kampieren. Sind es peinliche Europäer,

die Integrationskurse für die vage wahrgenommenen Menschen, die über die Grenzen kommen, üben? Oder

geht es um die eigene Zukunft und die eigenen Grenzen? Ist die Turnhalle ein Luxusresort, in dem das Lager, das

Warten und Verhöre zur Feststellung der Identität als Übungen zelebriert werden? Geht es um Simulation oder

Freizeitgestaltung? Für ihre Sozialstudie benutzen Christoph Marthaler und Anna Viebrock Motive aus Maxim

Gorkis "Sommergäste". Sie nehmen eine Gesellschaft im Stillstand und in beängstigender Hektik unter die Lupe.

Gesteuert von untergründiger Angst vor dem Absturz und der Veränderung aller Verhältnisse verteidigen die einen

ihren Status quo, die anderen wollen ihn – allerdings nur fiktiv – auflösen.

DIE

WEHLEIDER

NACH MOTIVEN AUS MAXIM GORKIS «SOMMERGÄSTE»

URAUFFÜHRUNG: 2.12 UM 20 UHR, SCHAUSPIELHAUS

Credit: Schomburg

Credit: Sandra Vijandi

schauspielhaus.de altonaer-theater.de

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