Piste Hamburg Januar 2016 - page 34

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PISTE.DE
AUF DER PISTE
| INTERVIEW
Anders als die meisten Rap-
per hat Andy Cooper eher
selten außerhalb seiner
Hauptcombo Ugly Duckling
gearbeitet. Jetzt hat er eine
Solo-Platte aufgenommen
und stellt damit eindrucksvoll
unter Beweis, dass ihm so-
wohl auf rap-technischer als
auch auf textlicher Ebene
kaum einer etwas vorma-
chen kann. Er bringt die Din-
ge auf den Punkt oder besser
gesagt auf den Beat! PISTE
trifft den sympathischen Kali-
fornier zum Gespräch und
das beginnt erst einmal mit
einer Gegenfrage...
ANDY
COOPER
RELEASE:
ROOM TO BREATH–THE FREE LP
26. FEBRUAR 2016
Cooper:
Hamburg hat sich über die letzten Jahre sehr verändert oder?
Piste:
Das denke ich schon und so plaudern wir erstmal über mein Ham-
burg und darüber was sich in den letzten Jahren so verändert hat, über sei-
ne zwanzig Jahre Hamburg Tourstops mit der Band Ugly Duckling, über
den alten Mojo Club, die Mandarin Kasino Zeit und den neuen Mojo Club
in dem er heute auftreten wird.
Cooper:
Und was denkst du, warum haben die Hamburg so eine große
Liebe für Musik?
Piste:
Vielleicht, weil es eine Hafenstadt ist und hier schon immer die un-
terschiedlichsten Einflüsse aus allen möglichen Ländern zusammen kom-
men - natürlich auch musikalisch.
Cooper:
Wahrscheinlich (nickt). In den Hafenstädten Nordenglands ist
das auch so. Die Leute gehen total ab auf Musik.
Dann nimmst du uns Hamburger also gar nicht als so ver-
schlossen wahr, wie es ihr Ruf immer sagt?
Nein, überhaupt nicht. Die Hamburger haben unsere Musik immer so ab-
gefeiert. Ich habe den Eindruck egal welche Musik, solange Sie gut ist,
gibt es auch immer ein wahnsinniges Feedback...
Und wie fühlt es sich für dich an jetzt mal alleine unterwegs
zu sein?
Sehr eigenartig, fast ein bisschen beängstigend. Wenn man als Gruppe
auf der Bühne steht, kann man die Verantwortung halt auch mal an die Kol-
legen übertragen. Jetzt muss ich die gesamte Zeit selbst entertainen. Aber
daraus lernt man auch viel und wird immer besser in dem was man tut. Der
Vorteil ist auf jeden Fall man hat mehr Platz im Auto und weniger Diskussio-
nen... Wenn man so lange in einer Gruppe ist, dann kennt man sich sehr
gut. Manchmal ist man sich nach ein paar Wochen Tour so nah, dass man
kaum noch miteinander redet.
Wie würdest du deinen Solo Sound verglichen mit dem von
Ugly Duckling beschreiben?
Es ist einfach mehr ich. Der Ugly Duckling Sound ist sehr melodielasting.
Das was ich jetzt mache ist sehr textlasting. Ich habe damit experimentiert
wie gut ich wirklich rappen kann, wie schnell und wie unterschiedlich. Das
gepaart mit wirklich krassen Funk Beats macht mein Album aus.
Und wie bist du auf den Titel "Room to Breathe” gekommen?
Meine Frau ist zwar in Schottland aufgewachsen, hat aber ägyptische
Wurzeln. Ich war vor einigen Monaten in Kairo und das ist ein sehr intensi-
ver, überfüllter manchmal auch etwas muffiger Ort. Ich arbeitete also an ei-
nem Groove und fühlte mich eingeengt von den ganzen Menschenmassen
und dachte einfach, ich brauche Raum zum Atmen... Ich glaube, das ist ein
Teil meiner Persönlichkeit, manchmal brauche ich Zeit für mich. Und so
ging mir dieser Ausdruck immer wieder durch den Kopf. Natürlich ist es
auch so, dass der Titel passt, weil ich diesmal alleine arbeite und damit die
Freiheit habe einfach alles zu auszuprobieren.
Was für Musik hörst du denn privat? Hast du gerade ein Lieb-
lingsalbum?
Musik ist für mich Magie aber ich bin auch sehr wählerisch was Musik an-
geht. Wen ich gerade total faszinierend finde, dass ist George Gershwin.
Der hat ja einen russisch-jüdischen Hintergrund, ist in die Südstaaten ge-
reist und hat sich dort genau umgeschaut. Mit den Eindrücken die er dort
gewonnen hat, sind dann so große Melodien wie "Summertime" entstan-
den. Die mit diesen tiefen, jazzigen Blues unterlegt, das ist ein Mix der
mich beeindruckt.
Was sind deine Pläne für 2016 und was hältst du von Neu-
jahrsvorsätzen?
Ich denke es ist produktiver positive Vorsätze zu machen. Nicht ich höre
dies oder das auf, sondern zu sagen ich mache etwas Positves für mich,
das halte ich schon für sinnvoll. 2016 wird für mich das Jahr sein, indem
ich mich als Einzelkünstler ausprobiere. Ich schaue einfach mal wohin die
Reise geht und ob die Leute meine neuen Tracks hören wollen...
Credit: Tina Cooper
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