piste Schwerin 04/2022

JOB & AUSBILDUNG 38 JOB & AUSBILDUNG | PISTE.DE Fotos: © Netzwerk für Menschen OHNE WORTE KOMMUNIZIEREN Ihr Wunsch, im Fachpflege- bereich Wachkoma und Beat- mung zu arbeiten, ist im Prak- tikum während der Ausbildung entstanden. Zuerst war der Schwerstpflegebereich eine Überwindung für Katharina Fesner. Doch das tolle Team und die ausgiebige Zeit, die sie hier durch gute personelle Be- setzung für die Patienten hat, haben sie überzeugt – Zeit, um die Patienten zu beobachten, sie lesen zu lernen und auf ihre Wünsche einzugehen. „Sicher- lich ist es schon anders, ob ich mich mit den Patienten unter- halten kann oder nicht. Aber ich würde nicht sagen, dass ich zu jemandem, der mit mir sprechen kann, unbedingt eine engere Bindung aufbaue als zu jeman- dem, der nicht mit mir spricht“, berichtet Katharina Fesner aus ihrer eigenen Erfahrung. Sie lernt jeden einzelnen Patienten sehr gut kennen und hat den einen oder anderen Liebling unter ihnen. „Also irgendwie habe ich es doch eher immer mit den Älteren, muss ich ganz ehrlich sagen. Die verbinde ich mit meinem Opa“, sagt Katha- rina Fesner mit einem Lächeln im Gesicht. Insgesamt 23 Plätze gibt es im Fachpflegebereich für Wachkoma und Beatmung. Die Patienten sind mit schweren Schädelhirnschädigungen und Schädigungen am Zentralner- vensystem hergekommen und entsprechend pflegebedürftig. Die Zuständigkeiten für die je- weiligen Bewohner variieren reihum, ansonsten sind die Ar- beitstage relativ fest strukturiert. „Wir haben hier unsere festen Zeiten. Wenn ich meine Schicht beginne, mache ich mit meinen Kollegen erstmal eine Über- gabe. Dann verteilen wir die Medikamente und lagern die Patienten. Wenn die nächsten Kollegen kommen, waschen wir die Patienten und mobilisieren sie. Dann gibt es Frühstück und wir machen die Mittagsrunde. Danach lagern wir die Patien- ten erneut und sie kommen zu- rück in die Betten.“ Wenn sich die Patienten nicht bemerkbar machen, kann Katharina Fesner davon ausgehen, dass es ihnen gut geht. Ansonsten bekommt sie entsprechendes Feedback: „Es kommt ganz auf den Pa- tienten an. Wenn ihm etwas nicht gefällt, dann kneift er zum Beispiel die Augen zusam- men oder er dreht das Gesicht weg.“ Und selten passiert es im Haus „Am Grünen Tal“ sogar, dass Patienten aus ihrem Koma erwachen und wieder anfan- gen, zu sprechen. „Also da be- kommt man schon Gänsehaut“, erinnert sich Katharina Fesner an einen Fall. Vor allem Empa- thie wird im Haus „Am Grünen Tal“ großgeschrieben und die bringt Katharina Fesner defini- tiv mit. Wer neugierig geworden ist und sich selbst für eine Stelle als Pflegefachkraft im Bereich Wachkoma und Beatmung inte- ressiert, braucht erst einmal nur eine Ausbildung als Pflegefach- kraft. Alles Weitere lernen die Mitarbeiter dann vor Ort und in Fortbildungen, wie zum Bei- spiel zur Fachkraft zur außerkli- nischen Beatmung. Interessenten melden sich am besten bei Bastian Bage- mühl unter (0385) 555 700 - 12 oder per E-Mail an per- sonal@nfm-schwerin.de Die Mitarbeiter und Patien- ten im Haus „Am Grünen Tal“ freuen sich über neue Gesichter und gemeinsame Geschichten. Die Beziehung zwischen Pflegern und Patienten ist eine ganz be- sondere. Auch wenn das Sprechen nicht mehr funktioniert, ist die Bindung zwischen den Pflegefach- kräften und den Patienten im Be- reich Wachkoma und Beatmung nicht weniger intensiv. Sie ist ein- fach nur anders. Pflegefachkraft Katharina Fesner macht seit 14 Jahren diese besondere Erfah- rung im Haus „Am Grünen Tal“.

RkJQdWJsaXNoZXIy MzQxODIw