PisteJanuar_EPAPER

SPORT 36 SPORT | PISTE.DE Zwei 24-jährige Ameri- kanerinnen verstärken seit dieser Saison den SSC Palmberg Schwerin: Mittelblockerin Symone Speech und Außenan- greiferin Lindsey Ruddins schlagen seit der Saison 2021/22 für den Deut- schen Rekordmeister auf. Beide begannen ihre sportliche Karriere im Alter von 14 Jahren, erarbeiteten sich über Jahre am College ein Standing als Vol- leyballerinnen und entschie- den sich dann für den Schritt ins Ausland. Nach Stationen in Italien, Puerto Rico und beim SC Potsdam, haben die jungen Damen in Schwerin ihr Zuhause gefunden und teilen sich bei Auswärtsfahrten ein Doppel- zimmer. Was für die zwei ty- pisch deutsch ist, wie sich das amerikanische Volleyballsys- tem vom europäischen unter- scheidet und wie sie in diesem Jahr Weihnachten verbringen, verraten uns die beiden im ex- klusiven Doppelinterview. Frage 1: Es ist für Euch beide nicht die erste Saison im Ausland – in- wieweit seid ihr schon in Eu- ropa/Deutschland angekom- men? Symone: Ich bin schon sehr viel herumgekommen und es ist für mich nicht so leicht, einen ande- ren Ort als „zuhause“ anzuse- hen. Von allen Clubs, bei denen ich bisher gespielt habe, fühle ich mich allerdings in Schwe- rin am meisten zuhause. Meine ersten Auslandsstationen waren einfach nur reines „business“, in LINDSEY RUDDINS UND SYMONE SPEECH IM DOPPELINTERVIEW US-GIRLS DES SSC diesem Jahr in Schwerin habe ich allerdings das Gefühl, mehr als nur eine Volleyballspielerin zu sein. Ich konnte mit jedem aus dem Team eine tolle Bezie- hung aufbauen und fühle mich daher sehr angekommen. Lindsey: Wenn wir an freien Wochen- enden mal kleine Roadtrips un- ternehmen, haben wir bei der Ankunft in Schwerin immer das Gefühl – oh, endlich zuhause! Ich vermisse Schwerin regel- recht, wenn wir unterwegs sind. Wir fühlen uns alle in unseren Wohnungen und mit dem gan- zen Team sehr wohl, dass es schön ist, „nachhause“ zukom- men. Schwerin ist die perfekte kleine Stadt, genug zu entde- cken aber nicht zu groß und stressig. Frage 2: Welche interkulturellen Unter- schiede sind für Euch am auffäl- ligsten? Welche typisch deut- schen Angewohnheiten nehmt ihr mit auf Eure nächste Station? Lindsey: Pünktlich sein. Ich bin gerne pünktlich, auch in meiner Hei- mat aber hier ist es toll, dass alle eine halbe Stunde vorm Training in der Umkleide sind und man auf niemanden warten muss. Symone: Alles ist hier sehr organisiert – im Gegenzug sind die USA aus mei- ner Sicht ein großes Durchein- ander. Ich liebe Struktur, so weiß man immer, was man zu erwarten hat und wird selten überrascht. Frage 3: Wieviel Heimweh habt ihr, spe- ziell in der Vorweihnachtszeit – wie verbringt ihr Weihnachten normalerweise und seit ihr Vol- leyballprofis seid? Symone: Ja, sehr viel Heimweh. Man versucht zwar über das Telefon mit allen in Kontakt zu bleiben, aber es ist gerade in dieser Zeit nicht leicht. Normalerweise ist Weihnachten bei mir ein gro- ßes Familienfest, was bei mei- nen Eltern beginnt, dann geht’s zu meiner Oma, dann zur Tante und so weiter. In diesem Jahr fahren mein Verlobter und ich nach Mallorca – mal etwas ganz anderes! Lindsey: Ich habe auch viel Heimweh, aber wir haben eine Familien- Gruppe und da sehe ich jeden Tag, was meine Liebsten so trei- ben mit vielen Fotos. Ich versu- che meistens Weihnachten zu- hause zu sein, im letzten Jahr war es sehr schwer, weil wir nicht reisen konnten. Wir hat- ten zwar ein Weihnachtsessen mit der Mannschaft, aber ich wollte am liebsten in mein Bett und weinen... In diesem Jahr geht’s nachhause und ich freue mich riesig. Meine ganze Fami- lie lebt in Orange County und wir machen ein Weihnachts- brunch, am meisten freue ich mich auf meine 97-jährige Oma. Frage 4: Ihr seid zwar schon ein paar Jahre im Ausland, aber erinnert Euch nochmal, wie ihr zum Vol- leyball gekommen seid und be- schreibt das Volleyballsystem in den USA. Lindsey: Wir haben glaube ich beide erst mit 14 angefangen, in einem richtigen Club Volley- ball zu spielen – das ist ein Rie- senunterschied, wenn ich sehe, wie hier beim Schweriner SC die ganz kleinen 6-jährigen Mädchen bereits anfangen zu üben. Nach dem Club-Volley- ball kommt dann die Entschei- dung für ein College, einige entscheiden nach dem Studien- gang, wohin sie gehen, andere nach der Stärke des Sport- Teams am jeweiligen College. Dann studiert man und betreibt den Sport nebenbei und am Ende der College-Saison ent- scheidet sich, ob man das Zeug zum Proi hat und ins Ausland wechseln möchte. Ich wusste immer, dass ich nach dem Col- lege weiterspielen wollte. Symone: Ich habe auch den Eindruck, dass Schule und Sport hier in Deutschland gleich wichtig sind, in den USA kommt erst die Schule und dann irgendwann das sportliche Ziel. In den USA probiert man viele Sportar- ten aus, entscheidet sich aber häufig erst im Teenage-Alter für die Lieblingsdisziplin. Am College kristallisiert sich dann heraus, ob man Chancen hat, den Sport eventuell professio- nell zu betreiben. Während

RkJQdWJsaXNoZXIy MzQxODIw