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PISTE.DE
kult
ur
|
PORTRAIT
Es heißt nicht ohne Grund: das Schöns-
te, was wir erleben können, ist das Ge-
heimnisvolle. Warum muss auch immer
alles u
̈
ber eine Person, einen Ku
̈
nstler
und seine Musik transparent sein. Das
eigentliche Mysterium an der Kunst ist
doch das Sichtbare, nicht das Unsicht-
bare. Auch beim französischen
Ku
̈
nstler „The Avener” soll einzig und
allein die Musik im Vordergrund ste-
hen. Als Ghost-Producer und kreativer
Mann im Hintergrund war der 27-Jähri-
ge in den vergangenen Jahren an vie-
len erfolgreichen Projekten beteiligt.
Mit seiner ku
̈
rzlich eingeschlagenen So-
lo-Karriere tritt der Franzose mit The
Avener nun aus dem Schatten und
spricht offen u
̈
ber seinen musikalischen
Ansatz: „Musik bedeutet immer Emo-
tionen. Wenn ich glu
̈
cklich bin, mache
ich funkige Tracks mit viel Groove.
Wenn ich traurig bin, dann zieht es
mich eben in die Dunkelheit. Ich will mit
meiner Musik mehr bieten als nur Funk-
tionalität, sie soll ein Spiegel meiner
Gefu
̈
hle sein.” Einen ersten Beweis lie-
fert die Single „Fade Out Lines“. „The
Avener” nutzt die im Blues verwurzelte
Original-Version von Phoebe Killdeer
und The Short Straws mit seiner Passion
fu
̈
r R’n’B, Soul und Funk auf eine dee-
pe, housige Art und Weise, die mit sei-
nem Retro-Sound ein wahres Hymnen-
Potential hervorbringt. Bereits im Alter
von sechs Jahren erlernt der in Nizza
geborene Produzent und Performer das
Klavierspiel. Die Ausbildung am tradi-
tionellen Piano brachte ihn nicht nur mit
klassischer Musik in Beru
̈
hrung, im Al-
ter von 15 sollten Jazz und die franzö-
sische Schule ebenfalls Teil seiner musi-
kalischen Sozialisierung werden.
„Mich zog es eigentlich aus Langweile
zur elektronischen Musik. Ich war an-
geödet und wollte Neues anbieten, das
nicht so hart, sondern smooth und ele-
gant klingt”, sagt „The Avener”, dessen
Name sich auf die britische Geschichte
bezieht. Ein Avener war nicht nur die
rechte Hand des Königs, er sorgte auch
fu
̈
r die richtige Reihenfolge beim Ausritt
der königlichen Pferde. Eine kluge
Wahl, weiß doch nicht nur die erste
Single, sondern auch das fu
̈
r Ende
2014 angeku
̈
ndigte Debu
̈
t in Sachen
Arrangements und Ordnung zu u
̈
ber-
zeugen. Dabei spiegelt das Solo-Album
sowohl seine Reife als Produzent als
auch die Verve fu
̈
r zahlreiche Vocal-
Features wider. „Vocals sind mir sehr
wichtig, weil sie Geschichten erzählen
können. Das Album ist fu
̈
r mich ein Re-
genbogen aus unterschiedlichen Vibes,
denn ich bin an Vielfalt interessiert.”
Die Summer-Hymne „Fade Out Lines”
dient lediglich als Vorgeschmack, denn
„The Aveners” Einflu
̈
sse reichen von
Downtempo u
̈
ber Funk und Blues bis
hin zu Jazz und Pop – alles ummantelt
von diesem freigeistigen Deep-House-
Drive. Fu
̈
r 2015 ist eine große Tour ge-
plant, die The Aveners Live-Show mit
Musikern und visueller Performance auf
zahlreiche Bu
̈
hnen bringen wird. Wenn
man so will, schließt sich hier der Kreis:
„Gerade auf Reisen sammele ich viele
Eindru
̈
cke, die in meine Musik fließen”,
sagt der Su
̈
dfranzose. Die Weisheit,
dass der ku
̈
rzeste Weg zum eigenen
Ich einmal um die Welt fu
̈
hrt, ist fu
̈
r „The
Avener” nicht nur bereits eingetreten,
sondern stetige Inspiration zugleich.