Juli 2014 | piste Neubrandenburg - page 3

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003
jeweilige Ziel kommen würde. Jedenfalls
absolvierte ich nun neulich einen kleinen
Urlaub, nichts Verrücktes, nur Ost- und
Nordsee. Während ich mit der Ostsee von
Kindesbeinen an bestens vertraut bin, war ich
nicht darauf vorbereitet, was mich hernach
auf der Nordseeinsel Föhr erwartet: Mein
Plan, einen bis dahin prächtigen Badeurlaub
nun am anderen Meer fortzusetzen, erfuhr
eine spontane Änderung, als ich mit
Wasserball, Gummikrokodil und Schnorchel
ausgestattet vor einer Hektar großen
Mondlandschaft aus Morast, Krabben und
Wattwürmern stand. Dass es das Wattenmeer
gibt, das hatte ich wohl schon gehört. Dass
Föhr jedoch komplett davon umgeben ist und
nicht auch nur ein Fitzelchen Brandungsseite
hat, das hätte ich wohl z.B in der Schule
erfahren können. Wahrscheinlich hätt ich’s
aber auch direkt wieder vergessen, weil es
eine so furchtbar langweilige Information ist.
Nun aber kann ich mit Sicherheit sagen: das
vergess ich nie mehr! Was wiedermal
beweist: Am nachhaltigsten ist halt immer
noch, vom Leben fürs Leben zu lernen.
Schönen Juli wünsch ich!
Übrigens: Das Zitat des römischen Gelehrten
Seneca lautet im Original ziemlich genau
umgekehrt, nämlich „Nicht fürs Leben, für die
Schule lernen wir.“ Belogen haben sie einen
also auch noch!
„Nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir.“
Wer kennt ihn nicht,
diesen Satz. Es ist ein
Spruch, den man als
Schüler so oft zu
hören bekam, dass
man schon „Fuck
you!“ dachte, bevor
man diese hübsche
F o r m u l i e r u n g
überhaupt kannte. Einem Heranwachsenden
lässt sich nun mal schwer vermitteln, dass
tiefergehende Kenntnisse über den Integral für
kompakte
Intervalle,
kovalente
Zweielektronen-Zweizentren-Bindung oder
vierhebige trochäischer Tetrameter für ein
glückliches und erfolgreiches Leben
unverzichtbar sind. Und das stimmt ja auch
gar nicht, es sei denn, man möchte später mal
ein Nerd werden, dann hilft’s. Für das Gros
der Menschheit jedoch ist derartiges Wissen
zunächst völlig unverständlich und später
gleichermaßen unwichtig. Allerdings, so
musste ich jüngst feststellen, gibt es tatsächlich
Themen, bei denen man durchaus hätte
zuhören können. In meinem Fall betrifft es das
Fach Geografie, welches ich anno dunnemals
abwählte, sobald es mir möglich war.
Plattentektonik, Wetterfronten und die Lage
von Hauptstädten interessierten mich nie
ausreichend; auch verließ ich mich schon weit
vor der Erfindung des Navigationsgerätes
darauf, dass man schon irgendwie ans
Nightlife
I 025
Stefan Henning
Kultur I 018
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