piste Rostock Mai 2015 - page 48

Du selbst hast dich in einem Inter-
view als „Hip Hop Soul Gurke“
bezeichnet - wie kommt man
denn dann als solch eine „Gur-
ke" zum Techno und was hat
dich daran fasziniert?
Für mich hat sich da seit meinen
frühesten Tagen nichts gegensei-
tig ausgeschlossen. Das sind ja
alles Spielarten urbaner Aus-
drücke. Das zieht alles an einem
Strang, schwimmt in einem Fluss.
Von daher hat es jetzt auch nicht
so etwas wie ein umkrempelndes
Erweckungserlebnis gegeben.
Da sind zwei Seiten koexistie-
rend gewachsen.
Insgesamt hast du drei Alben her-
ausgebracht. Welche Entwick-
lung kannst du rückblickend
beschreiben, sprich: vergleicht
man das erste Album mit dem
letzten Album - bist du bei „Ways
over Water“ poppiger gewor-
den?
Es ist nicht von der Hand zu wei-
sen, dass es zunehmend einen
größeren Pop-Appeal bei meinen
Produktionen gibt.Das ist aber
nicht aus einem Kalkül herraus
passiert, als vielmehr dem Willen
zu mehr, ich sag mal, Musikali-
tät. Wenn man etwas ausrei-
chend beherrscht, reicht es nicht
mehr, nur das zu tun. Also will
man mehr. Mehr Komposition,
mehr Instrumente etc. Und so
zieht sich die Linie vom soge-
nannten Bedroomproduceralbum
zu einer Platte mit vielen Ge-
sangs- und Instrumentenaufnah-
men.
Sind die Singleauskoppelungen
aus deinem Album auch deine
persönlichen Favoriten oder hät-
test du lieber andere genom-
men?
Es ist immer gut, wenn die Sin-
gles einen kleinen Überblick über
das gesamte Spektrum einer Plat-
te geben. Von daher sind „Back
Home“ und „Void“ auch die rich-
tige Wahl. Natürlich mag ich die
eher Club-afinen Nummern auf
dem Album, aber die sind zu
sperrig als daß sie beim Pro-
grammplaner eines Radiosender
durch die Tür passen.
Hast du deinen Bruder Paul als
Ersten gefragt, wie er das Album
findet und gibt es so etwas wie
brüderlichen Erfolgsehrgeiz un-
tereinander?
Früher haben wir uns gerne und
oft neue Sachen gegenseitig vor-
gespielt. Das ist weniger gewor-
den. Zum einen haben wir ein-
fach nicht mehr so viel Zeit wie
früher zum anderen hat es sich
das eher dazu hin entwickelt,
dass wir uns eher die kompletten
Alben rüberschieben, und kann
jeder von uns beiden seinen Senf
dazu abgeben.
„Sky and Sand” war ja ein ge-
meinsames Projekt von dir und
deinem Bruder - folgen noch wei-
tere oder sind gemeinsame Auf-
tritte in Planung?
Die Nummer war ja eher die Aus-
nahme als der Regelfall. Wir ha-
ben da auch nichts in Planung.
Aber da man ja jegliche Aus-
schließlichkeit vermeiden soll,
heißt es: never say never.
Bleibt bei so viel Arbeit auch
noch Zeit für die Familie? Wie
gewinnst du Abstand von all dem
Trubel? Wo findest du Ruhe?
Na klar, man muss einfach ver-
such sich die Zeit zu nehmen. Da
ja mein, ich sage mal, Arbeits-
pensum so wie es heute ist, nicht
über Nacht gekommen ist, hatte
ich Zeit mitzuwachsen. Mir reicht
ein Tag ohne Termine schon.
Ein Tag ohne Tour - wie sieht der
Alltag eines Fritz Kalkbrenners
aus?
Was kochen, ein wenig an einer
neuen Nummer schrauben, ab-
waschen… so in die Richtung
geht das.
Fritz Kalkbrenner spielt zum Auftakt des Pfingsthammer-Wochenendes am 22. Mai Open Air in Schwerin.
Wir trafen ihne vorher zum kurzen Interview. Tickets und Infos findest du unter
.
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„Du hat dich selbst als Hip
Hop Soul Gurke bezeichnet”
„Never say Never”
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