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PISTE.DE
life
style
Regelmäßig muss mich meine bes-
sere Hälfte an Dinge erinnern, die
ich nur unter Zwang zugesagt habe.
Was bleibt mir denn auch anderes üb-
rig, wenn sie mich bittet ein bis dreißig
Löcher in die Betonwand zu bohren, weil
sie gerade in irgendeiner Zeitschrift diese
„total praktische und überaus schicke Herbst-
deko” gesehen hat. Sie entwickelt also unge-
ahnte Energien und zieht von Depo zu Ikea und Wi-
kinger um auch ja das Passende zu finden. Klar, geht ja
auch schnell, so ein Loch in die Betonwand. Alternative? Kei-
ne. Lust? Erst recht nicht. Also verschiebt man das erstmal auf spä-
ter. Leider kann SIE sich Dinge merken, dagegen wirkt ein Elefantenge-
dächtnis wie ein Kurzzeitspeicher. Ich bin gerade nach Hause
gekommen, die Couch ist meine, ich sitze keine zwei Sekunden und hö-
re Ihre Stimme. „Schatz, du wolltest noch ...” Egal was es ist, ich wollte
schon mal gar nicht, habe aber des lieben Friedens willen ja gesagt.
Noch am gleichen Tag steht SIE erwartungsfroh vor mir. Ich weiß was
kommt. Sie hat sogar schon die Bohrlöcher an die Wand gemalt, ge-
fühlte zweihundert Bilderrahmen liegen auf dem Fußboden und warten
auf ihr neues Zuhause an der Wand. Dass Sie statt der Bohrmaschine je-
doch den Akkuschrauber herausgeholt hat, ist nebensächlich und lässt
mich wenigstens einen Moment scmunzeln. Woher soll SIE auch den Un-
terschied kennen, wenn sie noch nicht mal den Unterschied zwischen
Star Trek Next Generation, der Originalserie und dem völlig anderem
Star Wars kennt. So mach ich mich also ans Werk um wahlweise: ein bis
zehn Bilder an die Wand zu bohren, ihr beim dekorieren zu assistieren
(das ist genau so erniedrigend wie es klingt), irgendetwas von A nach B
zu räumen, zu putzen, irgendetwas an die Wand zu halten oder oder
oder ...
Übrigens, wir haben noch 180 Bilderrahmen über, falls also irgendwo
Rahmen ausverkauft sind und jemand einen braucht - einfach melden.
Ich verspreche auch, ich verrate IHR nichts.
[Tom Zerbe]
Dass die Interpre-
tationen von man-
chen Wörter bei
Männern und Frauen
unterschiedlicher manch-
mal nicht sein können ist
uns Frauen nun schon hinrei-
chend bekannt, dass ER aber
auch nicht lernfähig ist, ist MIR unver-
ständlich. Wenn ich ihn also Frage, ob er
mir eben mal fix ein paar Löcher in die Wand boh-
ren kann damit ich meine gerade eben neu gekauften Bilderrah-
men aufhängen kann sagt er selbstverständlich „Klar Schatz mach ich “. Dass
die Löcher natürlich in einem Monat immer noch nicht in der Wand sind, müss-
te mir bei diesem Satz sofort klar sein. Auch der Müll, den er GLEICH runter-
bringen wollte, steht noch in der Küche ebenso die schmutzige Wäsche. In völ-
liger Vorfreude bereite ich ihm also alles vor, messe alles aus, mache ihm die
Kreuzchen sogar an die Wand. Spätestens als ich die Bohrmaschine in der
Hand habe, steht ER mit großen Augen vor mir. In Ausreden finden ist ER natür-
lich Weltmeister! Es ist schon 20 Uhr, morgen ist Sonntag, Montag bist du nicht
da, Dienstag muss ich arbeiten ... und alleine kann er das sowieso nicht ma-
chen. Der ganze Staub der da entstehen würde, wenn keiner den Staubsauger
hält, beim Müll geht das natürlich weiter: Dann muss ich mir jetzt eine Hose an-
ziehen, ich nehme den Müll morgen mit, wenn ich zur Arbeit gehe … und so ste-
hen nunmehr meine Rahmen immer noch fein säuberlich aufgereiht auf dem Bo-
den vor der Wand mit den bereits gekennzeichneten Kreuzchen neben der
Bohrmaschine und ich sauge fleißig drum herum und sehe zu wie die Woll-
mäuse hinter den schräg aufgereihten Bilderrahmen immer größer werden und
sich langsam aber sicher vermehren und warte darauf, dass ER die Löcher
GLEICH bohrt.
P.S. Liebe Mädels lasst euch gesagt sein: Auch eine ToDo-Liste, welche in Au-
genhöhe an der Haustür hängt, kann gekonnt ignoriert werden.
[Nadine Klein]
SIE SAGT
Männer und Frauen passen zusammen. Finden
zumindest die Redakteure Nadine Klein & Tom
Zerbe. Jeden Monat widmen sich die beiden klei-
nen Problemen aus demAlltag. Diesen Monat:
„GLEICH SCHATZ“