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Ich beobachte seit einiger Zeit bei
mir zu Hause ein Phänomen, welches
eigentlich nur in Afrika bekannt ist. Un-
aufhaltsam schiebt sich dort eine Vegetati-
onszone in die andere. Sie übernimmt sie so-
zusagen. Feindliche Übernahme kennt man nur
aus der Wirtschaft: Denkste, dann war wohl noch
nie jemand bei mir zu Hause! Ein unerforschtes
Phänomen also: SIE erobert meinen Lebensraum.
Aber natürlich so geschickt, dass ich es erst mer-
ke, wenn es zu spät ist. Neulich mache ich den Schrank auf, greife aus Gewohn-
heit in das T-Shirt Regal und habe ein Oberteil von IHR in der Hand. Die Frage-
zeichen in meinemGesicht hat Sie natürlich schnell gedeutet. „Du hast dich immer
beschwert, dass meine Sachen hier rumliegen - also hab ich aufgeräumt.“, sagt
Sie. Ja klar, aber mit keiner Silbe habe ich erwähnt, dass ihre Sachen in MEINEN
Schrank sollen. Und so setzt es sich in der Wohnung fort. Dort wo früher Töpfe
standen, finde ich jetzt Blumenvasen. Ich meine Blumenvasen. Ja, verdammt noch-
mal Blumenvasen! ImWohnzimmer finde ich das Akkuladegerät nicht mehr, dafür
habe ich ein Fotoalbum in der Hand. Vom Bad ganz zu schweigen. SIE breitet sich
aus, wie in Afrika die Wüste. Langsam, kaum zu sehen und doch irgendwann, ist
überall Wüste. Nur dass bei mir zu Hause die Wüste eine andere Bezeichnung
hat: Deko. Dort, wo früher guter, netter, ruhiger und unauffälliger Staub lag, steht
jetzt eine Flasche, deren Boden ab ist. Deko. Früher tummelten sich die Socken bei
mir in der Schublade - Freiheitsliebend und daher auch alle für sich - gut, es kam
schon vor, dass ich mal verschiedenfarbige Socken trug, aber wem fällt das bitte
auf??? Dort, wo also früher meine Socken chillten, dort finden sich jetzt paarwei-
se meine Socken, in Haft und in direkter Nachbarschaft zu kleinen, fraulichen
Söckchen ... und das war erst der Anfang - ich spüre es.
[Tom Zerbe]
Verzweifelt stehe ich
mit vollen Tüten in mei-
ner Wohnung. Die süßen
kleinen Ballerinas und die
total bequemen Flip Flops wol-
len einfach nicht in den Schuh-
schrank passen. Und auch diese schö-
ne Vase, die Schale und die kuschelige
Decke finden keinen rechten Platz. Nach dem letz-
ten Shoppingerfolg bleibt es also nicht länger aus, ich
brauche mehr Platz. Da ich aus meiner niedlichen klei-
ne, perfekt gestalteten Wohnung schon ein Raumwunder gemacht habe und
nun anbauen müsste gibt es nur eine Alternative: SEINEWohnung. Aber Vor-
sicht, wenn ich gleich mit allen Tüten vor ihm stehe, ahnt er bestimmt etwas.
Also verstaue ich erst alles bei mir und trage es dann Stück für Stück, ganz
langsam und unmerklich zu ihm. Hier mal ein bisschen was umstellen, da
nochmal was ändern und dann passt das schon. Außerdem hat er doch eh
immer gemeckert, wenn er „mal wieder“ morgens im Halbschlaf über meine
Tasche geflogen ist. So ist das eben, wenn man seine Freundin aus der Tasche
leben lässt. Also der beste Anlass dafür, auch meinen Klamotten langsam mal
einen Platz in seinem Schrank zu verschaffen. Wer braucht denn als Mann bit-
te auch dreißig T-Shirts?! Also jetzt nur die Schwarzen… Die können zusam-
mengeschoben werden und bei passender Gelegenheit kann das ein oder
andere auch mal entsorgt werden, finde ich. Schließlich brauche ich auch
meinen Platz. Im Badezimmer noch schnell mit etwas Deko und tollem Duft al-
les gemütlich gemacht und wenn ich es mir recht überlege und ich mich mal
so in Ruhe umschaue, dann könnte die Wohnung irgendwie ‘nen neuen An-
strich vertragen…
[Sabine Jancker]
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SIE SAGT
ER SAGT
Männer und Frauen passen zusammen. Findet
zumindest die Redakteure Sabine Jancker & Tom
Zerbe. Jeden Monat widmen sich die Beiden klei-
nen Problemen aus dem Alltag. Diesen Monat:
Feindliche Übernahme
life
style
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PISTE.DE