piste Lübeck 08/2024

010 LIFESTYLE | PISTE.DE LIFESTYLE Fotos: 1 AdobeStock_478661082 | 2 AdobeStock_472878639 GASLIGHTING: EINE TOXISCHE MANIPULATIONSTECHNIK Gaslighting ist eine perfide Form der psychologischen Manipulation, bei der eine Person oder Gruppe gezielt versucht, das Vertrauen einer ande- ren Person in ihre eigenen Wahrnehmungen und Urteile zu untergraben. Dieser Begriff hat seinen Ursprung in dem Theaterstück „Gas Light“ von 1938, in dem ein Ehemann seine Frau glauben lässt, sie werde verrückt, indem er schleichend die Beleuchtung in ihrem Haus dimmt und ihre Wahrnehmungen leugnet, wenn sie diese Veränderungen bemerkt. Heute wird Gaslighting allgemein verwendet, um eine Reihe von Manipulations- techniken zu beschreiben, die darauf abzielen, das Selbstvertrauen und die Realität der Opfer zu destabilisieren. DIE MECHANISMEN DES GASLIGHTINGS Gaslighting erfolgt oft schrittweise und kann schwierig zu erkennen sein, da es subtil und heimtückisch ist. Zu den häufigsten Taktiken gehören: 1. LEUGNEN: Der Gaslighter bestreitet vehement Ereignisse oder Aussa- gen, selbst wenn sie offensichtlich wahr sind. Diese wiederholte Ableh- nung kann das Opfer dazu bringen, an seinen eigenen Erinnerungen zu zweifeln. 2. HERABSETZUNG: Der Täter stellt die Wahrnehmungen oder Gefühle des Opfers als irrational oder übertrieben dar. Kommentare wie „Du über- reagierst“ oder „Du bildest dir das nur ein“ sind typische Beispiele. 3. VERWENDUNG VON KOMPLIMENTEN: Gaslighter nutzen oft gele- gentliche Komplimente oder positive Verstärkung, um das Opfer zu verwir- ren und in einem Zustand der Unsicherheit zu halten. 4. ISOLIERUNG: Durch das Trennen des Opfers von Freunden und Familie kann der Gaslighter die Wahrnehmung des Opfers weiter kontrollieren und alternative Perspektiven unterbinden. 5. PROJEKTION: Der Täter beschuldigt das Opfer oft eigener Fehlverhal- ten. Beispielsweise könnte ein untreuer Partner den anderen der Untreue beschuldigen. DIE AUSWIRKUNGEN AUF DIE OPFER Die psychologischen Folgen von Gaslighting sind tiefgreifend und langan- haltend. Opfer erleben oft einen signifikanten Verlust des Selbstvertrauens und der Selbstachtung. Langfristige Exposition gegenüber dieser Art von Missbrauch kann zu Angstzuständen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen führen. Die ständige Selbstzweifel und das Gefühl, den Verstand zu verlieren, können dazu führen, dass das Opfer stark abhängig vom Täter wird und unfähig ist, unabhängige Entscheidungen zu treffen. ERKENNEN UND BEWÄLTIGEN VON GASLIGHTING Das Erkennen von Gaslighting ist der erste Schritt zur Befreiung aus dieser toxischen Dynamik. Hier sind einige Strategien, die helfen können: 1. DOKUMENTATION: Führen Sie ein Tagebuch über Ereignisse und Gespräche. Dies kann helfen, Muster zu erkennen und sich an die Realität zu halten. 1 2. VERTRAUENSPERSONEN: Sprechen Sie mit Freunden, Familie oder einem Therapeuten über Ihre Erfahrungen. Externe Perspektiven können helfen, die eigene Wahrnehmung zu validieren. 3. SETZEN SIE GRENZEN: Seien Sie klar und fest in Ihren Interaktionen mit dem Gaslighter. Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein, die Ihre Realität infrage stellen. 4. THERAPIE: Professionelle Hilfe kann entscheidend sein, um die Aus- wirkungen des Gaslightings zu verarbeiten und wieder Selbstvertrauen aufzubauen. FAZIT Gaslighting ist eine ernsthafte Form der psychologischen Manipu- lation, die tiefgreifende Auswirkungen auf die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden der Opfer haben kann. Das Verständnis der Mechanismen und das Erkennen der Anzeichen sind entscheidend, um sich gegen diese Manipulationstechnik zu wehren und Hilfe zu suchen. Indem wir Bewusstsein schaffen und Unterstützungsnetz- werke stärken, können wir dazu beitragen, die schädlichen Aus- wirkungen von Gaslighting zu minimieren und die Resilienz der Betroffenen zu fördern. 2

RkJQdWJsaXNoZXIy MzQxODIw