piste Lübeck 10/2023

012 CITY NEWS | PISTE.DE CITY NEWS Fotos: 1-3 Holiday Inn Lübeck Federnder Gang, locker gekleidet und mit einem Lächeln auf seinem Drei-Tagebart-Gesicht kommt Christian Schmidt, General Manager des Holiday Inn Lübeck, zum Interview. Der erste Eindruck will nicht so recht zum tradierten, eher zugeknöpften Image von Hoteldirektoren passen. UNKONVENTIONELLES DENKEN IST DER SCHLÜSSEL DER HOTELDIREKTOR DES HOLIDAY INN LÜBECK CHRISTIAN SCHMIDT VERRÄT IM INTERVIEW SEINE WEGE ZU EINEM ZUFRIEDENEN TEAM UND DAS GEHEIMNIS SEINES ERFOLGES Jeans, Ringelhemd, Sneaker und Sport-Jacket. Sie entsprechen so gar nicht der klassischen Vorstellung eines Hoteldirektors. Christian Schmidt: Die Zeiten, in denen Hoteldirektoren zugeschnürt im schwarzen Anzug, Schlips und Kragen durchs Hotel stolzieren, sind schon lange Zeit vorbei - zum Glück. Denn ein lockeres Outfit und Auftreten nimmt den Mitarbeitenden, die Ängste offen und ehrlich zu kommunizie- ren. Doch das ist die Basis, auf der ein gutes Arbeitsverhältnis aufgebaut wird. Als Hoteldirektor haben Sie bereits jahrelang Erfahrung. Was hat Sie in der Rückschau besonders geprägt? Christian Schmidt: Mir sind auf meinem Weg bis heute fantastische Men- schen begegnet, mit denen ich meine Vorstellungen von Hotellerie umset- zen konnte. Auch wenn sich Hürden ergeben, hat mich das nie aufgehal- ten. Nicht umsonst lautet mein Lebensmotto: Inmitten von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten. Das ist auch die Einstellung, die ich versuche weiterzugeben. Das ist ein gutes Stichwort. Sie sind bekannt dafür, dass Ihnen vor allem die Aus- und Weiterbildung Ihres Teams am Herzen liegt. Christian Schmidt: Im Hotelfach steht einem die Welt offen, das ist ein Pri- vileg – wie ich finde. Meine Mitarbeitenden möchte ich dafür bestmöglich rüsten. Daher habe ich beispielsweise auch im Lockdown die Ausbildung unserer Auszubildenden im geschlossenen Hotel fortgeführt. Da haben wir uns selbst als Gäste an die Tische gesetzt, damit die jungen Talente ihr neu erworbenes Wissen testen konnten. In dieser Zeit haben wir zum Beispiel auch gemeinsam Lounge-Möbel aus Paletten gebaut, einen Kräu- tergarten in ausrangierten Badewannen angelegt und ein Insektenhotel DIE ZEITEN, IN DENEN HOTELDIREKTOREN ZUGESCHNÜRT IM SCHWARZEN ANZUG, SCHLIPS UND KRAGEN DURCHS HOTEL STOLZIEREN, SIND SCHON LANGE ZEIT VORBEI geschaffen. Keine Idee, war dabei zu verrückt, als dass sie nicht bespro- chen und wenn möglich umgesetzt wurde. So hat sich in der Krise ein Team entwickelt, das heute sprichwörtlich durch dick und dünn geht. In meinen Augen ist generell unkonventionelles Denken der Schlüssel zum Erfolg. Dies versuche ich auch als Landesausbildungswart des DEHOGA SH oder bei meiner Arbeit für den Vorstand des DEHOGA LÜBECK zu vermitteln. Dies ist sicher ein erster Schritt dem Fachkräftemangel zu begegnen, obwohl Sie schon mehrfach etwas provokativ behauptet haben, dass es ihn in der Hotellerie nicht gibt. Christian Schmidt: : Natürlich haben sich die Zeiten geändert. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir auf offene Ausbildungsplätze nahezu hundert Bewerbungen bekommen haben. Dies ist lange vorbei und jeder Mensch mit einem gewissen Interesse an der Zukunft hätte das Problem kommen sehen und sich darauf vorbereiten können. Mancher meiner Kol- legen, der sich beschwert, keine Fachkräfte zu finden, bezeichnet die Suche aber auch als zu „anstrengend“ und ist nicht gewillt, selbst auszu- bilden. Wir brauchen uns daher nicht zu wundern, dass wir keine Fach- kräfte in der Gastro oder in den Hotels haben, wenn nur noch wenige Betriebe in guter Qualität ausbilden. Natürlich habe auch ich dann und 1 Anzeige

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