piste Lübeck 05/2022
014 LIFESTYLE | PISTE.DE LIFESTYLE Fotos: stock.adobe.com 1 5ph, 2 maykal | 3 Mary Evans Library | 4-6 Löwen Apotheke | stock.adobe.com: 7 santypan, 8 weyo Kaum eine Spirituose hat in den vergangenen paar Jahren so eine Wiederauferstehung gefeiert wie der Gin. Lange Zeit als Getränk schrulliger englischer Damen verschrieen, kommt inzwischen kaum eine Bar ohne ein breites Sortiment an Gin-Varianten aus. Dabei hat alles angefangen – mit einem Magenmedikament. Ursprünglich war er ein Mittel gegen Magenleiden: In einer niederländischen Apotheke erblickte wohl der erste Gin das Licht der Welt – der Zusatz von Wacholder machte den Alkohol besser trinkbar und er regte außerdem die Nieren an. Nach dem lateinischen Namen der Wacholderbeere, Juniperus, entstand der „Genever“ – und den nahm der niederländische Wilhelm von Oranien-Nassau nach England mit. Dort verlor allerdings der Gin schnell an Ansehen und wurde zum echten Armeleute-Schnaps, der nur durch die Zutat von vielen Geschmacksnoten über- haupt noch trinkbar war – unklar, wieviel Alkohol man da zu sich nahm. Den Weg zurück in die feine Gesellschaft nahm der Gin erst, als sich in der britischen Hauptstadt ein Qualitätsstandard etablierte, der heute noch das Label „London Gin“ prägt: Nur destillierter Alkohol darf im zweiten Vorgang mit Wacholder und anderen Zusätzen, den Botanicals, gebrannt werden, GIN Kultgetränk mit Geschichte 3 2 1 DURCH STRENGE QUALITÄTSSTANDARDS WURDE AUS DEM ARMELEUTESCHNAPS EIN HOCHWERTIGES GETRÄNK Zucker darf nur in geringen Mengen eingesetzt werden, Farbstoffe sind gänz- lich verpönt. Und diese Qualitätsstandards haben heutige Gins auch heute noch, die viel- fach wieder in Handarbeit als „Crafted Gin“ hergestellt werden. Die Erfahrung und das Können der Brennmeister sorgen für eine unübersehbare Vielfalt an Aromen bei einer der spannendsten Spirituosen dieser Tage. Dieser Trend, aus ehemaligen Massenartikeln handwerklich hochwertige Pro- dukte zu entwickeln – im Genussmittelbereich angefangen beim Wein über die Craft-Biere bis zu besonderen Fleischprodukten – hat zur Renaissance des Gin geführt. Dazu kommt, dass sein kongenialer Partner an der Bar, der Tonic eine ähnliche Veränderung durchgemacht hat: Eine unübersehbare Vielfalt von Ginsorten trifft auf ein breites Angebot an Tonic-Aromen. Zusammen gibt das ein wunderbares Experimentierfeld für Genießer.
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