PISTE.DE
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Man bezahlt einen Euro und kann dafür so
viel an Ware mitnehmen, wie man möchte.
Weiterhin werden auch soziale Einrichtun-
gen beliefert, wie zum Beispiel die Heils-
armee. „Wir bekommen eigentlich größten-
teils alles verteilt. Und wenn doch einmal et-
was übrig bleiben sollte, verteilen wir es an
andere Tafeln. Man muss sich gegenseitig
helfen.“
Nachdem uns das Lager gezeigt wurde, in
dem drei Männer schon fleißig mit dem
Reintragen der Lebensmittel beschäftigt wa-
ren, und wir ein paar Fotos machen durf-
ten, bedankten wir uns für die äußerst nette
Kooperation und verabschiedeten uns.
Unser nächstes Ziel war nicht die piste-
Redaktion, sondern der Mittagstisch in der
Friedenskirche (Täuferstraße 2), der jeden
Donnerstag stattfindet.
Hierfür kommen wöchentlich 26 ehrenamt-
liche Mitarbeiter zusammen:
13
von der Lübecker Tafel und 13 von der
Baptisten-Gemeinde der Friedenskirche.
Den Mittagstisch
selbst gibt es so
lang wie die Ta-
fel. 1996 wurde
die Gemeinde
gefragt, ob sie
nicht bei diesem
Projekt mitarbeiten
wolle.
Seitdem
kommen jeden Don-
nerstag ca. 60-70 Men-
schen zum Mittagstisch zu-
sammen. Nicht nur, weil sie das
Essen wertschätzen, auch um in Gesell-
schaft zu sein. Kommen darf jeder, ohne
festgelegte Richtlinien und ohne Kontrolle.
Mit der Organisation des Mittagstisches
geht es schon früh los. Schon am Dienstag
wird ein Großteil der Lebensmittel im tiefge-
kühlten Zustand geliefert. Am Donnerstag
selbst geht es um 8 Uhr früh mit dem Ein-
decken der Tische los. Eine Stunde später
trifft dann für gewöhnlich der Küchendienst
ein und fängt an das Essen zuzubereiten.
Als wir da waren, gab es Gulasch mit Reis
und Gemüse, aber das nur nebenbei. Der
Nachtisch wird immer selbst gemacht. Das
Essen kostet 0,50
€
und ist viel mehr als
eine Wertschätzung gegenüber den Bedürf-
tigen gedacht, als eine potentielle Einnah-
mequelle für die Gemeinde. Denn ein
kostenloses Essen, so Hans, wäre nicht das
Wahre.Wir gingen in die Küche, in der Hoff-
nung, etwas vom Vorbereitungsgeschehen
mitzubekommen.
Dort war das Gröbste schon erledigt. Etwa
zehn Menschen trafen letzte Vorbereitun-
gen, packten beispielsweise Kuchen ein, die
nach dem Essen verteilt werden sollten.
Das eigentliche Essen
um 12 Uhr, bei dem
der ganze Saal gefüllt
war, verlief recht har-
monisch. In all den
Jahren, die es den
Mittagstisch
schon
gibt, soll es noch nie zu
einem ernsthaften Streit
zwischen den Gästen ge-
kommen sein. Jedoch stellten
wir fest, dass die gesamte Orga-
nisation nicht ohne kleinere Konflikte
auskommt. „Wir sind ein gut eingespieltes
Team“, erklärt uns Hans. „Nachmittags, et-
wa um halb zwei, setzen wir uns alle noch
einmal zu einer Tasse Kaffee zusammen
und sprechen über den Tag. Es ist wichtig,
dass man es nicht nur als Job sieht, sondern
sich auch darüber austauschen kann“.
Ich habe an diesem Tag einen sehr guten
Eindruck von der Arbeit, die die Lübecker
Tafel tagtäglich leistet bekommen. Man
kann sicher sein, dass die Spenden ankom-
men und im Sinne des Vereins und für die
Bedürftigen genutzt werden. Weiterhin ha-
be ich noch nie so freundliche Menschen
kennengelernt, wie im Büro und in der Frie-
denskirche, die mit großer Motivation und
Arbeitseifer ihren freiwilligen Aufgaben
nachgehen.
Weitere Informationen gibt es unter
oder
Spendenkonto der Lübecker Tafel:
3 000 59 79 •
BLZ 230 501 01
TEXT: SABRINA FIMM • FOTOS: MARIUSZ GRUBER