piste Hamburg Dezember 2015 - page 20

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PISTE.DE
LIFESTYLE
| INTERVIEW & PORTRÄT
RIKE SCHULZ
SOCIETYEXPERTIN
Rike Schulz (41), Chefreporterin der VIP-Kolumne der MOPO
und zudem Buchautorin, zählt wohl mit zu den einflussreich-
sten Journalistinnen unserer Hansestadt. Kaum eine kommt
Prominenten so nah wie sie, und keine andere verfügt über
mehr als 20 Jahre Erfahrung als Fotografin und Journalistin
zugleich. Der PISTE Hamburg gab sie Einblicke in ihre Klatsch-
welt und warum Klatsch gesellschaftsprägend ist.
Wir haben uns schon mehrmals an den roten Teppichen dieser
Stadt getroffen. Es fällt auf, dass viele Prominenten dich sehr
freundschaftlich begrüßen...
Ich würde es gar nicht freundschaftlich nennen, sondern herzlich. Ich trenne
da sehr bewusst. Es geht bei Prominenten manchmal in den freundschaftli-
chen Bereich, aber ich muss aufgrund meiner Professionalität eine gewisse
Distanz halten. Ich habe nur eine handvoll Freunde, die mir wichtig sind. Hin-
zu kommen dann nette Bekannte, wo es herzlichen Austausch gibt, darunter
sind auch einige Promis.
Du hast ein Buch zum Thema “Klatsch” geschrieben. Ein
absolutes Pionierwerk - für wen ist dieses Buch?
Ich habe es nicht allein geschrieben, sondern zusammen mit Dr. Bettina Hen-
nig: “Klatsch – Basiswissen für die Medienpraxis”. Wir haben festgestellt,
dass es nichts Seriöses oder Neues gibt, was sich mit der Sparte Klatsch aus-
einander setzt. Nicht aus einer boulevardesquen Sichtweise mit Geschichten
von uns, sondern mit der Frage: was ist “Klatsch” generell. Geschrieben ha-
ben wir es, um dem gängigen, oberflächlichen Ruf des Segments etwas ent-
gegen zu halten, aber auch für junge Einsteiger, um ihnen einen Ratgeber an
die Hand zu geben. Zum Beispiel: Wie gehe ich auf Promis zu?Wie schaffe
ich es, dass sich nicht alle Fragen nur um das neue Album oder den neuen
Film drehen, sondern auch etwas Persönliches dabei heraus kommt, das ist
die Herausforderung. Aber es reicht sicher nicht, nur unser Buch zu lesen, um
Promi-Reporter zu werden.
Wie relevant ist Klatsch überhaupt im Journalismus?
Klatsch ist absolut relevant! Viele Menschen denken, es ist reine Unterhaltung,
dabei vermittelt es Realitätsbilder, weil es durch die Inhalte Gesprächsgegen-
stände zur Verfügung stellt. Es vermittelt Werte, Verhaltensmuster, wirft Fragen
auf: darf man dieses, darf man jenes. Das prägt eine Gesellschaft. Also ist
Klatsch durchaus gesellschaftsprägend, relevanter vielleicht sogar als die Fra-
ge, ob ein Fußballverein ab- oder aufsteigt.
Was möchtest du mit dem Klatsch erreichen – was ist der Sinn
deiner Arbeit?
Vordergründig Menschen zu unterhalten - und das finde ich als erstes Ziel
kein verkehrtes Ziel. Wenn jemand eine Zeitung kauft, um sich aus seinem
eigenen stressigen Alltag herauszuziehen und dann bestenfalls die Geschich-
te im Kopf bleibt und den Leser bewegt, sein eigenes Verhalten zu überden-
ken und kritisch zu sein – dann geht es über den Unterhaltungswert hinaus.
Durch dein Schaffen bist du schon fast selbst zu einem Promi
geworden...
Ich nehme mich nicht so wahr – ich empfinde mich nicht als etwas Besonde-
res. Ich werde hin und wieder auf der Strasse erkannt und Menschen spre-
chen mich an oder schicken mir “Freundschafts-Anfragen” via Facebook.
Das registriere ich, bilde mir aber sicher nichts darauf ein. Es ist mein Job,
meine Funktion, die mir dadurch zwar Türen öffnet, aber eigentlich bin ich
„Rike, der Mensch“. Ob man mich nun sympathisch oder blöd findet. Aber,
klar, natürlich werde ich am liebsten gemocht...
RHEA HARDER
FANTA 4
SYLVIE MEIS
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