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INTERVIEW
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Credit: Christian Gaul
Beckenbauer, Matthäus,
Klopp, alle hast du sie
drauf. Wie reagieren denn
die Fußballstars selbst auf
deine Parodien?
Zum Glück reagieren die meisten
ganz gut. Ich kenne natürlich
nicht alle persönlich, aber
Beckenbauer und Klopp zum Bei-
spiel sind da sehr entspannt. Man
sollte trotz allem Respekt vor den
Leuten und ihren Leistungen
haben. Natürlich muss man auf-
passen, dass man nicht wie die
Axt im Walde vorgeht. Letztend-
lich höre ich auf mein Bauchge-
fühl und hoffe, dass es bei allen
gut ankommt.
Bist du denn auch außer-
halb deiner Rollen fußball-
begeistert?
Ja total. Ich komme aus einer ech-
ten Fußballer-Familie. Mein Vater
ist immer noch Trainer und hat frü-
her die Rummenigge-Brüder trai-
niert. Mein Onkel ist ebenfalls
Trainer und mein Bruder hat eine
A-Lizenz. Ich selbst spiele auch
immer noch in der Kreisliga. Im
Touralltag ist das Kicken eine will-
kommene Abwechslung. Ab und
zu mal ’ne Pille treten auf frischge-
mähtem Rasen – das hat was!
Also von daher: Fußball ist unser
Leben!
Wie stimmst du dich denn
auf eine neue Rolle ein?
Zuerst schaue ich mir Clips im
Internet oder im Fernsehen an.
Dann übe ich beim Autofahren,
unter der Dusche, im Supermarkt,
wo ich eben gerade so gehe und
stehe. Ich achte auf die Bewegun-
gen und den Habitus. Man muss
natürlich erst mal denWitz an der
Person finden. Bei Jupp Heynckes
MATZE KNOP
PLATZHIRSCH
matzeknop.de
Credit: Position Management GmbH
Seine Parodien sind Kult,
sein Bühnenprogramm eine
Tortur für die Lachmuskeln –
wenn Matze Knop in eine
neue Rolle schlüpft, sind der
Comedian und das Publi-
kumnicht mehr zu bremsen.
Dann erzählt „der Loddar“
von seiner neusten Errun-
genschaft und Reiner Cal-
mund hält eine Lobeshymne
auf das Schnitzel.
ist das zum Beispiel schon etwas
schwieriger als beim Kaiser.
Anschließend telefoniere ich mit
dem Maskenbildner und bestelle
eine neue Perücke. Die sind
immer sehr teuer und kosten zwi-
schen 1000 – 2000 Euro. Also
sollte man sich mit der Rolle ziem-
lich sicher sein. Alles in allem dau-
ert das etwa drei bis sechs
Wochen und selbst danach entwi-
ckeln sich die Figuren immer noch
weiter.
Dein neues Programm hat
den Namen „Platzhirsche -
Männer, Machos, Mutter-
söhnchen“. Ist die Show
auch etwas für weibliche
Fans?
Absolut! Die Kunst besteht darin,
über Fußball zu sprechen und es
eigentlich auch wieder nicht zu
tun. Es geht natürlich auch um Syl-
vie van der Vaart, Sabia Boulah-
rouz, Rafael und den HSV. Ich
rede darüber, dass Podolski sich
umdreht, wenn er das ABC rück-
wärts aufsagen soll. Es geht weni-
ger um Fußball als um seine Rand-
erscheinungen. Weitere Themen
sind Wohnungseinrichtung, Part-
nerwahl, Körperpflege oder Feng-
Shui. Da geht den Frauen das
Herz auf!
WM 2014 – können wir uns
auf neue Charaktere freu-
en?
Louis van Gaal kommt zurück, der
Klinsi, der auch mit den USA ver-
sucht den Titel zu holen. Pep
Guardiola und Mourinho werden
sich äußern. Und Jupp Heynckes
natürlich. Der hat sich ja das Tri-
ple eingefangen und muss das
erst mal auskurieren.
PATRICE
PROGRESSIV UND ZEITLOS
Für Patrice ist der Sinn des
Lebens nicht glücklich zu
sein, sondern lebendig.
Das Reggae-Talent lebt
sein Musiker Dasein in vol-
len Zügen – sowohl als
Künstler, wie auch als Pro-
duzent. Dabei treibt es ihn
manchmal nach Timbuktu,
in ein Fischerdorf oder
auch um sechs Uhr mor-
gens an den Hamburger
Elbstrand.
Du unterstützt junge Talen-
te. Welchen Weg rätst du
jungen Künstlern, um
einen richtigen Einstieg zu
finden?
Die Motivation ist das wichtigs-
te. Man muss für sich entschei-
den, wo man stehen möchte und
wo seine Stärken liegen. Das zu
erkennen und sich daraufhin
auszuprobieren ist eine gute
Möglichkeit.
Was gibt dir den Impuls,
einen neuen Song zu
machen?
Ich brauche eine zündende
Idee. Bei Everything Good war
ich gerade mit dem Tod eines
Angehörigen konfrontiert, der
mir sehr nahe stand und daraus
habe ich die Theorie abgeleitet,
dass jeder Tag gut ist, weil man
lebt und es ein Privileg ist, über-
haupt schon leben zu können.
Bei You Is You war ich gerade
extrem verliebt – wenn man ver-
liebt ist sind die Gedanken eh
schon sehr poetisch. Aber Inspi-
ration ist immer irgendwo da.
Wie beschreibst du die
Veränderung vom letzten
zum neuen Album?
Ich habe meinen Stil klarer defi-
niert und habe versucht, meine
Erfahrungen als Produzent mit
einfließen zu lassen. Ich habe
versucht, einen Stil zu finden,
der gleichermaßen progressiv
und zeitlos ist. Ich wollte ein sehr
frisches Album machen, das sich
nach Frühling anfühlt.
Was denkst du jetzt, wenn
du heute Songs deiner
Anfangszeit hörst?
Es gibt natürlich Sachen, die ich
jetzt anders machen würde.
Aber ich hätte zu dem Zeitpunkt
kein besseres Album machen
können.
Was ist das verrückteste,
das du bisher mit der
Musik erlebt hast?
Ich bin an sehr verrückte Orte
gekommen. Vor kurzem war ich
auf dem Trainer Festival auf
einer Fischerinsel, wo nur 400
Leute leben – alle ausschließlich
von Fischfang. Da waren unge-
fähr 4000 Besucher und haben
sich die Konzerte in Höhlen und
anderen coolen Orten ange-
schaut. Ich habe auch schon ein-
mal auf dem Festival au Désert
in Timbuktu in der Wüste
gespielt. Da kommen Leute aus
der ganzen Welt hin und zelten
dann. In der Wüste war das echt
ein Hammer Flash! Da denkst du
wirklich, die Sterne sind greif-
bar.
Was möchtest du den
Menschen mit auf den
Weg geben?
Meiner Meinung nach ist der
Sinn des Lebens nicht, glücklich
zu sein, sondern lebendig. Auch
Schlechtes kann gut sein, so
lange es intensiv ist und man es
wirklich lebt.
patrice.net/de
PISTE.DE
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