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PISTE.DE
night
life
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CLUB INTERVIEW
Viel Zeit ist vergangen seit
Paul van Dyks letztem Al-
bum. Doch nun meldet er
sichmit „Evolution“ zurück –
pünktlich zum Start des
Frühlings.
PISTE
Am 06. April kam endlich
Dein neues Album auf den Markt.
Fünf Jahre liegen zwischen „In Bet-
ween“ und „Evolution“. Welche
Projekte hast du in der Zwi-
schenzeit gehabt? Oder hast du
gar auch mal ein wenig Pause ge-
macht?
PAUL
Ich haben unter anderem
mit Hans Zimmer an den Batman
Soundtrack für The Dark Knight ge-
arbeitet, ich habe Musik für das
ATP Tennis Spiel von EA Games
gemacht, auch für das Video Mir-
ror’s Edge. Die Hauptgründe, wie-
so das mit dem Album etwas län-
ger gedauert hat ist, dass sich die
ganze Musikbranche verändert
hat und so war es notwendig bei
uns in der Struktur Sachen zu ver-
ändern und umzugestalten und
dies hat eben ein bisschen länger
gedauert.
PISTE
Wie würdest Du Deine
neue Platte in wenigenWorten be-
schreiben?
PAUL
Elektronische Musik, tanz-
bar. Es ist schwierig, das sage ich
schon seit 15 Jahren, ich mache
diese Differenzierung zwischen
House, Trance und Techno nicht.
Denn wenn du drei verschiedene
Leute fragst was ist was, bekommt
man drei verschiedene Definition.
Es ist einfach elektronische Musik.
Und das ist das wunderbare an
diesem Genre, das man die
ganzen vielen unterschiedlichen
Elemente hat und diese eben auch
miteinander verbinden kann und
damit was tolles, kreatives, was In-
teressantes machen. Zusammenge-
fasst ist es elektronische Musik und
die ist tanzbar.
PISTE
Wie viel Zeit nimmst Du Dir
in der Regel für ein neues Studioal-
bum? Und wovon hängt das ab?
PAUL
Da gibt es tatsächlich keine
pauschale Zahl, alles was ich erle-
be, alles was um mich herum pas-
siert, was ich sehe, ist letztendlich
eine Inspiration. Alles, was ich er-
fahre endet irgendwie in meiner
Musik. Ich bin solange im Studio
an einem Stück beschäftigt, bis ich
das Gefühl habe, die Atmosphäre
oder die Idee, die ich imKopf habe
kommt rüber. Ich habe auch in der
Zwischenzeit Musik gemacht, aber
der intensive Produktionsprozess
an diesem Album hat ein bisschen
länger als acht Monate gedauert.
PISTE
Künstler haben oft Vorstel-
lungen, wie das neue Projekt aus-
PAUL VAN DYK
EINE NEUE EVOLUTION
sehen soll. War das bei Dir ge-
nauso und ist das Ergebnis dem
Nahe?
PAUL
Aus meiner Sicht habe ich
ein Album abgeliefert, bei dem so-
wohl meine Vergangenheit mit da-
bei ist und man musikalisch nach
wie vor hört, wo ich herkomme.
Dabei aber auch mit einem ganz
klaren Ziel nach vorne, wo soll es
hingehen. Man hat als Künstler
zwar im Ton eine klare Hand-
schrift, aber man möchte dennoch
nicht immer dasselbe machen.
PISTE
Du bist sehr stolz auf Dein
aktuelles Album. Gab es schon ein
erstes Feedback von den Fans?
PAUL
Ich hab natürlich schon mal
nachgeguckt, klar. Die sind alle to-
tal toll. Ein Kritikpunkt war, es
klingt nicht mehr wie in den 90er
Jahren. Dazu kann nur ich antwor-
ten, na dann kauf dir doch die al-
ten Platten. Wir sind im Jahr 2012
und Musik hat sich eben ent-
wickelt, gerade elektronische Mu-
sik. Auch wurde gefragt, warum
es bei iTunes mehr Tracks gibt, als
auf der normalen CD. Auf die CD
gingen nur 80 Minuten drauf, da
kann ich auch nichts dran ma-
chen. Insofern, diese Kritikpunkte
prallen ein Stück weit ab und alles
andere war bisher noch viel posi-
tiver, als ich gehofft habe. Es ist
natürlich schon so, nach fünf Jah-
ren baut man auf der einen Seite
eine unglaubliche Mauer an Er-
wartungen auf. Es gibt die Leute,
die wollen, dass es wie früher
klingt und diese, die den Paul erst
in den letzten fünf Jahren entdeckt
haben und die wollen sich auch
musikalisch wieder finden. Ich hät-
te gedacht, es würde schwieriger
werden, aber die Leute nehmen
das wunderbar an. Ich bin da ge-
rade überglücklich.
PISTE
Welche anderen Künstler
haben dich maßgeblich geprägt
und welche Idole oder Vorbilder
hast Du?
PAUL
Meine großen Helden aus
der Kindheit sind Depeche Mode,
aber ich höre lieber deren Musik
und mache dann meine Eigene.
Musikalisch habe ich keine Vorbil-
der, im Sinne, dass meine Sachen
so klingen sollen. Es ist eher die
Herangehensweise, wie konse-
quent Leute ihre Musik machen.
Da hat man im Bereich der elektro-
nischen Musik viele Leute, die ihr
Ding konsequent durchgezogen
haben. Aber auch Bands wie Pla-
cebo, Linkin Park, The Wombats
und viele andere, die ich musika-
lisch toll finde, weil sie einfach
straight nach vorne sind und inten-
siv, ohne dass meine Musik ge-
nauso klingt.
PISTE
Ende dieses Jahres bist Du
wieder auf der „Pioneer Alpha“
mit dabei. Was zeichnet die Ver-
anstaltung für Dich aus?
PAUL
Es ist eine sehr gut gemach-
te Veranstaltung im Norden
Deutschlands. Ich war einmal da
und fand es war eine super Veran-
staltung. Es wurde viel Wert auf
Sound und Licht gelegt und dem-
entsprechend wurde die Musik
richtig präsentiert. Ich glaube
auch, die Veranstalter haben über
die Jahre hinweg gezeigt, dass
die Pioneer Alpha keine Alltagsf-
liege ist, sondern etwas, was
bleibt und deswegen bin ich froh
dieses Jahr wieder mit dabei zu
sein.
PISTE
Bespielst Du lieber die
großen Massen oder legst Du
auch gern auf kleineren Events
auf?
PAUL
Ich mache gerne beides, es
kommt auch darauf an, wie der
strategische Plan ist. Zum Beispiel
vor einem Album sind die Events
schon etwas kleiner und wenn das
Album da ist, schon etwas größer.
In den USA habe ich in Clubs für
1000- 2000 Leuten aufgelegt, ich
mag beides. Die Interaktion mit
Leuten ist wichtig, sicherlich ist die
Atmosphäre mit 1000 Leuten inti-
mer als mit 10 000 Leuten.
PISTE
Ist man nach über 20 Jah-
ren Erfahrung in der Branche noch
aufgeregt vor Auftritten oder ist es
Routine? Gibt es bei dir noch be-
stimmte Rituale?
PAUL
Ich habe jetzt keine merk-
würdigen Rituale, aber einige Leu-
te finden es komisch, dass ich vor-
her gerne Tomatensaft trinke, das
ist wie eine kleine Portion Spa-
ghetti mit Tomatensoße. Ich habe
auch gerne ein wenig Ruhe davor
um dann voll dabei zu sein. Es ist
keine Routine, aber auch kein
Lampenfieber- ich bin so gut vor-
bereitet wie es geht.
PAULVANDYK.DE