Seite 28 - Piste HH Juli 2012

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PISTE.DE
kult
ur
|
INTERVIEW
Als Gitarrist von Revolver-
held stand Kris in den letz-
ten Jahren auf den größten
Festivalbühnen in Deutsch-
land. Jetzt gönnt sich die
Hamburger Band eine Pau-
se, was Kris dazu genutzt
hat, als Solokünstler durch-
zustarten.
PISTE
Deine Band hat sich 2012
eine Pause gegönnt, aber du star-
test direkt ein Soloprojekt. Be-
kommst du nicht genug von der
Musik?
KRIS
Für unsere Band war es in
den letzten Jahren eine sehr ereig-
nisreiche Zeit und es war irgend-
wann klar für uns, dass wir in die-
sem Tempo nicht mehr
weitermachen können. Diese Pau-
se haben wir ganz unterschied-
lich genutzt, wie zum Beispiel Ur-
laub, Johannes hat selber eine
Solokarriere gestartet und bei mir
war es eigentlich auch noch gar
nicht sicher. Ich wusste, ich bin
nicht der Typ, der einfach mal ein
halbes Jahr entspannt und nichts
tut, ich wollte weiter Musik ma-
chen.
PISTE
Wie viel Zeit hast du für
dein erstes Soloalbum investiert
und gab es Fristen, die du einhal-
ten musstest oder wolltest?
KRIS
Dadurch, dass sich das
ganze über die Zeit hin erst ent-
wickelt hat, kann man das gar
nicht genau eingrenzen. Den Ti-
tel-Song „ Immer wenn ich das
hier hör“ habe ich zum Beispiel
auf der Revolverheld-Tour ge-
schrieben. Das ist also total ver-
teilt, aber so richtig daran gear-
beitet habe ich im letzten Jahr.
PISTE
Welche Begebenheiten
brauchst du, um einen richtig gut-
en Song zu schreiben?
KRIS
Ich bin ein relativ untypi-
scher Songwriter. Ich gehe ein-
fach raus und erlebe viel – und
meine Erfahrungen schreibe ich
dann auf. Das ist vielleicht doch
recht typisch, aber ich bin auch
ein sehr geregelter Mensch – ich
steh morgens ganz normal auf,
denn die Musik ist für mich mein
Beruf. Ich lebe nicht gerne einfach
in den Tag hinein, um dann auf
den letzten Drücker irgendwas zu
schreiben, wenn man muss – ich
setze mich lieber ordentlich hin
und schreibe wahnsinnig viel und
ab und zu ist dann eine gute Idee
dabei.
PISTE
Dass du selbst auf der
Scheibe singst, war eigentlich gar
nicht geplant. Wie kam es dann
KRIS
ERSTMALIG ALS SÄNGER
doch dazu?
KRIS
Genau, das war überhaupt
nicht geplant, weil ich einfach
kein Sänger bin, sondern Gitarrist
und vielleicht ein bisschen im
Background. Das war für mich
ein riesen- großer Schritt, nicht nur
meine Texte, sondern auch mein
Gesang einer größeren Masse zu
präsentieren. Die Entscheidung ist
auch wirklich erst dann gefallen,
als ich wusste, das wird jetzt mein
eigenes Album. Ich habe zuerst
überlegt, ob ich jemanden hole,
der meine Texte singt, aber am
Ende war es mir viel zu persönlich
und wichtig, sodass ich es
tatsächlich selber aufgenommen
habe. Ich kann ja eigentlich auch
nur dran wachsen und das merke
ich jetzt gerade auch, zum Bei-
spiel bei Live-Auftritten. Das ist ei-
ne Aufgabe, in die ich rein wach-
se und immer besser drin werde.
PISTE
Dein Album „Immer wenn
ich das hier hör“ taucht in ver-
schiedene Genres ab. Wie kam
es dazu?
KRIS
Man hört, dass ich ein typi-
scher Pop-Song Sänger bin und
ich baue dann oft drum rum. Da-
durch dass ich jetzt einfach die
Freiheit und Chance hatte, etwas
komplett Neues zu machen, habe
ich mir einfach erlaubt, meine Ein-
flüsse reinzubringen. Man kann
deshalb auch genau erkennen,
dass einige Tracks in Richtung
Elektro und Hip Hop gehen, aber
auch Rock und natürlich Pop.
PISTE
Der Song „ Diese Tage“
mit Dante Thomas kann man als
einen neuen Sommerhit 2012 an-
sehen. War das dein Ziel? Pas-
send zum Sommer, Sonne und
Spaß?
KRIS
Ich hatte gar kein richtiges
Ziel, aber der Track ist tatsächlich
an einem wunderschönen, sonni-
gen Tag entstanden. Letzten Früh-
ling hatten wir so eine Phase, in
der das Wetter einfach nur traum-
haft war. Vielleicht ist es für Ham-
burg auch einfach typisch, dass,
wenn die ersten Sonnenstrahlen
kommen, ein unglaubliches Hoch-
gefühl entsteht und das ist bei mir
sehr extrem. Ich war es dann leid
Tracks zu schreiben über Liebes-
kummer oder gescheiterte Hoff-
nungen. Ich weiß nicht, ob es dar-
an liegt, dass ich in Hamburg
wohne und hier so wenig die
Sonne scheint, aber bei mir sind
die Frühlingsgefühle sehr stark
ausgeprägt und dann überkam
es mich einfach.
PISTE
Wie kam es zu der Zusam-
menarbeit mit Dante Thomas?
KRIS
Das war totaler Zufall. Dan-
te hat zu der Zeit gerade mit ei-
nem Kumpel von mir an seinem
Album gearbeitet. Wir trafen uns
am gleichen Tag und er kam
dann noch ins Studio und hat ein
bisschen rumprobiert. Dante Tho-
mas war im Grunde genau das,
was noch gefehlt hat – ein total
positiver Typ und man merkt die-
se Einstellung auch in seinem Ge-
sang. Deshalb liebe ich auch
Amerika, diese optimistische
Denkweise. Wir hatten das dann
letztendlich nach zwei Stunden
im Kasten.
PISTE
Wie wichtig ist dir die Kri-
tik der Medien und wie gehst du
mit ihr um? Gerade jetzt, wenn al-
le Augen auf dich als Solokünstler
gerichtet sind.
KRIS
Da spielen mir meine Erfah-
rungen mit Revolverheld momen-
tan in die Karten, weil ich in den
10 Jahren gelernt habe, mit Kritik
umzugehen und diese auch anzu-
nehmen. Eine Sache, die ich ge-
lernte habe, ist, dass wenn du
das machst, was dir wichtig ist
und du davon überzeugt bist,
dann kannst du jede Kritik auch
vertragen. Wenn man sich aber
unsicher ist, dann tut Kritik weh,
weil man selber daran zweifelt.
Bei meinem Solo-Album ist es ein-
fach 100% „Ich“ und deshalb
kann ich auch gut damit umge-
hen. Natürlich ist am Ende vom
Tag Musik immer noch Ge-
schmackssache und man kann
meine Musik richtig doof finden,
damit kann ich gut leben. Ich ha-
be es so gut wie möglich gemacht
und darauf bin ich stolz.
PISTE
Welche drei Dinge wür-
dest du mit auf eine einsame Insel
nehmen?
KRIS
Meine Gitarre darf natür-
lich nicht fehlen, meine iTunes Bi-
bliothek und das Internet nehme
ich mit.