CITY NEWS
018
PISTE.DE
„Zeit für Wunder“ ist eine neue Rubrik, die zum Nachdenken und Staunen,
über die kleinen und großen Wunder in Rostock, die im verborgenen gesche-
hen, einlädt. Erzählt von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und mit Zu-
stimmung von mir, Anja Zeretzki, von Berufung her „Kinder und Jugendco-
ach“ und „Coach für gewaltfreie Kommunikation mit Kindern“.
Heute erzählt eine Mutter ihre Erfahrungen mit ihrem Sohn, nennen wir ihn
Niclas
, 7 Jahre und 2. Klasse. Ich war völlig verzweifelt und
Anja
meine letz-
te Hoffnung, dass unser Sohn wieder der wird, der er mal war. Ein freier ent-
spannter Junge, der es liebte zu lachen und Spaß am Leben zu haben. Durch
die Schule jedoch wurde ein so großer Druck in ihm aufgebaut, dass aus ihm
mehr und mehr ein verschüchtertes, unentspanntes Kind wurde. Er hatte an
nichts mehr Freude und für ihn war klar: „Ich kann das sowieso nicht“. Er hat-
te keine Lust mehr auf die Schule, lehnte alles was damit zu tun hatte ab.
Hausaufgaben machen zog sich deshalb endlos in die Länge. Oft war er un-
konzentriert, wütend und manchmal sehr traurig. Nur amWochenende war
er der alte
Niclas
.
Niclas
erzählte mir von seinen Wünschen: „dass ich besser rechnen, besser
schreiben, besser lernen kann und dass die Schimpfwörter, die die anderen
Kinder sagen, nicht mehr so weh tun. Ich möchte auch nicht mehr in der Pau-
se vom Klettergerüst geschubst werden.“ Er erzählte aus seiner Sicht von den
für ihn schmerzhaften Erfahrungen in der 1.und 2. Klasse. Er hatte Angst im
Unterricht etwas Falsches zu sagen. Er hatte mittlerweile fest verinnerlicht:
„Ich bin nicht gut genug. Ich muss alles richtig machen, sonst werde ich wie-
der ausgelacht.“. Den Förderunterricht empfand er als Bestrafung.
Nun machten wir uns gemeinsame Wege, damit
Niclas
Wünsche in Erfül-
lung gingen. Und wie bei erwachsenen Klienten manchmal auch, so möch-
ten auch Kinder und Jugendliche nicht über das reden, was sie belastet. Um
ihnen aber dennoch Lösungswege aufzuzeigen, verfüge ich über verschiede-
ne Techniken, die es mir erlauben, die hemmende Blockade zu überwinden,
damit sie so in die selbstbestimmte Handlung kommen können, mit eigenen,
neuen und nützlichen Strategien. Altes wird losgelassen und was dahinter
verborgen liegt, kommt (wieder) zum Vorschein.
In dem sechsten Treffen, welches das letzte war, fragte ich ich
Niclas
: „Wie
geht’s dir heute?“ Seine Antwort: „Fröhlich, phantastisch, platzend. ;o)“ Eine
seiner neuen Überzeugungen von sich selbst: „Ich bin mutig! Ich bin schlau!
Ich darf Fehler machen! Ich kann lesen, ich muss aber nicht“ mit dieser inne-
ren Einstellung geht
Niclas
jetzt in eine andere Schule.
Für mich als Mutter war das ein WUNDER! Mit jeder Sitzung, bröckelte der
alte Balast ab und hervor kam wieder mein alter
Niclas
. Dieses Geschenk ist
unbezahlbar und nicht in Worte zu fassen. Durch viele kleine Tipps und
Tricks, wie man z.B. mit Ängsten oder anderen Gefühlen, die das Leben
blockieren, umgehen kann, werde ich ihn weiterhin auf seinem neuen Weg
begleiten. Es wird sicher auch der eine oder andere Berg in Zukunft zu über-
winden sein, aber mit einem starken Glauben an sich selbst werden wir es
gemeinsam schaffen!
Jetzt macht lernen in der Schule Spaß, aber nicht immer. ;o)
Zum Abschluß: Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Hummel zu
schwer ist und zu kurze Flügel hat, um fliegen zu können. Die Hummel weiß
nichts davon- sie fliegt! Einen schönen Frühling wünscht euch
Anja
!
ZEIT FÜR WUNDER
