Piste Hamburg Januar 2016 - page 8

Luke Mockridge (25 Jahre) ist das Aus-
nahmetalent der deutschen Comedysze-
ne. Ob als Moderator seiner eigenen TV-
Shows „NightWash“ und “LUKE! Die
Woche und ich” oder mit seinem Pro-
gramm live auf der Bühne, Er begeistert
mit Natürlichkeit und Improvisationsge-
schick.
Menschen zum Lachen zu bringen ist ein
schwieriges Unterfangen...
Auf jeden Fall, meine Eltern stehen ja auch beide
auf der Bühne und wenn sie früher von einem Gig
nach Hause kamen, dann haben wir Kinder sie im-
mer gefragt.” Na, habt ihr sie bekommen?” Die
Leute kriegen, das ist etwas was ich von Kindesbei-
nen an spüre. Es gibt so Abende an denen man die
Zuschauer mit auf eine Reise nimmt und sie fressen
einem aus der Hand. Das jeden Abend zu haben
ist das Ziel.
Dann haben dich deine Eltern als Kind im-
mer mitgenommen zu ihren Auftritten?
Ja. Ich bin auch der einzige von meinen fünf Brü-
dern, der diesen Comedy Aspekt immer schon toll
fand. Wir sind zwar alle auf der Bühne gelandet ,
aber ich bin der einzige, der diese absolute Faszi-
nation dafür hatte, eine Show auch mal vier, fünf
Abende hintereinander zu gucken und sich zu fra-
gen, wie war es gestern, wie wird es morgen? Hat
der Gag funktioniert oder nicht? Und vor allemwas
kann man besser machen? Das Handwerk hat mich
schon immer total begeistert.
Sind deine Eltern dann deine strengsten
Zuschauer?
Total. Mein Vater ist für mich Mentor und Kollege zu-
gleich. Er lacht eigentlich nur wenn ein Gag total
versaut ist. Gerade kürzlich war er in meiner Show
in Bonn. Da waren 2000 Leute und ich hab ihn im-
mer nur durch den Raum tigern sehen. Dann kam er
in der Pause zu mir und sagte: “Da oben auf dem
Balkon sind 300 Leute, die musst du auch noch ab-
holen.” Er guckt sich meine Shows mit wahnsinnig
viel Liebe zum Detail an. Das finde ich cool. Umge-
kehrt ist es übrigens genauso, ich sehe mir seine
Shows auch an und gebe Feedback.
Du hast in Kanada und England studiert.
Hast du dich da auch mal als Stand up Co-
median ausprobiert?
Da habe ich eigentlich angefangen. Ich bin ja ein
Sandwich-Kind und so ein bisschen im Schatten
meiner Eltern und Geschwister aufgewachsen. Ich
hatte nie das Selbstbewusstsein zu sagen, ich stelle
mich jetzt einfach mal auf die Bühne. In England
und Kanada kannte mich keiner, da war ich nicht
Sohn von Lindenstraßen Schauspieler Bill Mockrid-
ge, sondern einfach nur Luke. So konnte ich mich
ausprobieren und habe gemerkt, irgendwie krib-
belt es und ich find´s tatsächlich geil.
Wenn man in so einer Künstlerfamilie auf-
wächst, wie muss ich mir da ein Familien-
fest bei euch vorstellen?
Sehr laut wir sind sechs Jungs. Aber wir sind auch
Katholisch aufgewachsen, mit Tischmanieren und
jeden Sonntag Kirche und so. Dieser Katholische
Familienunterbau gepaart mit der Künstleranarchie,
das ist ein sehr interessanter Mix. Deswegen ist es
sehr laut und wild bei uns, aber trotzdem familiär
und geerdet.
Apopros geerdet, was tust du um einen
Gegenpol zu diesem Leben auf der Über-
holspur zu finden?
Genau das versuche ich gerade herauszufinden.
Meine menschliche Entwicklung ist in den letzten
Jahren leider ein bisschen auf der Strecke geblie-
ben. Deswegen gucke ich gerade was will ich ei-
gentlich und was macht mich glücklich? Wer bin
ich abseits der Bühne? Kürzlich bin ich zum Beispiel
einfach mal für drei Tage nach London geflogen.
Ich fand es super entspannt nur für mich zu sein und
in der Gegend herum zu laufen, ohne einen Auf-
trag zu haben.
Gibt es also einen privaten Luke und einen
“Bühnen-Luke”?
Ich würde sagen, auf der Bühne bin ich so, wie ich
gerne im echten Leben wäre. Da fühle ich mich
selbstbewusster und schlagfertiger. Ich finde mein
Bühnen-Ich ist ein bisschen wie das Facebook-Ich, es
zeigt die beste Seite von mir. Aber ich fänds durch-
aus auch mal spannend Schwächen auf der Bühne
zu zeigen, auch mal die nicht so coolen Momente
die man im Leben hat. Das Positive entspricht mir
zwar auch sehr, aber man könnte ja auch mal etwas
mit den negativeren Seiten des Lebens machen...
Wann bist du das nächste Mal in Ham-
burg?
Auf jeden Fall bin ich am 29. Mai 2016 mit dem
aktuellen Programm” I´m lucky, I´m Luke” in der Bar-
cley Card Arena hier in Hamburg.
008
PISTE.DE
Credit: Stephan Pick
LUKE MOCKRIDGE
KULTUR
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